
Die Bienen vermehren sich natürlicherweise über den Schwarm. Da viele Schwärme entwischen, ist diese Vermehrung für den Imker schwer kontrollierbar. Deshalb ist die Ablegerbildung ein Bestandteil der Imkerei, die Bienen gezielt zu vermehren. Es gibt viele verschiedene Varianten, Ableger zu bilden. Hier stellen wir den Brutableger vor.
Ableger bilden: wieso?
Es gibt verschiedene Gründe, warum Imker Ableger bilden sollten.
- Schwarmvorbeugung: Wer Wirtschaftsvölkern Brutwaben entnimmt, also schröpft, dämpft den Schwarmtrieb. Weitere Praktiken der Schwarmverhinderung: Schwarmverhinderung – verschiedene Methoden
- Varroabekämpfung: Entnimmt man den Völkern Brutwaben, entnimmt man mit ihnen auch die Varroamilben, die in den Brutzellen sitzen. So verringert man die Varroabelastung im Muttervolk. Die Ableger kann man später gut mit Milch- oder Oxalsäure behandeln, wenn sie brutfrei sind.
- Verluste ausgleichen: Es ist normal, dass manche Völker den Winter nicht überleben oder im Spätsommer so schwach sind, dass man sie auflösen muss – vor allem nach Spättrachten. Deshalb müssen auch Imker Ableger machen, die ihre Völkerzahl nur konstant halten wollen. Überleben dann doch alle Völker den Winter, kann man im Frühjahr immer noch Bienenvölker verkaufen.
- Imkerei vergrößern: Wer seine Imkerei vergrößern möchte und mehr Völker will, macht einfach mehr Ableger.
Brutableger machen – so geht‘s
- Brutwaben entnehmen: Die Brutwaben mit den ansitzenden Bienen entnimmt man einem Wirtschaftsvolk. Das bringt dann zwar weniger Honig, die Bienen geraten aber auch nicht so schnell in Schwarmstimmung. Hier muss man je nach Jahresverlauf und Jahreszeit abwägen, wie viele Waben man pro Volk schröpfen kann und will. Eine Alternative: Die starken Völker nicht schröpfen, wenn sie keine Schwarmstimmung haben; stattdessen Schwächlinge auflösen und deren Brutwaben zu Ablegern verteilen. Wichtig ist, dass auf den Brutwaben keine Königin mehr sitzt.
- Wie viele Brutwaben? Hier gibt es unterschiedliche Methoden und Meinungen, wie viele Brutwaben man für einen Ableger braucht. Bildet man ihn früh im Jahr (Anfang Mai), reicht eine Brutwabe aus. Besser sind zwei oder drei. Je später im Jahr man Ableger bildet, umso mehr Brutwaben brauchen sie, um auf den Herbst zu einem überwinterungsfähigen Volk heranzuwachsen.
- In Ablegerkasten setzen: Der Ableger braucht nun ein eigenes Zuhause. Auch hier gibt es viele Systeme: Beispielsweise Ablegerkästen, die bis zu vier Ableger in einer Zarge beherbergen oder Ruck-Zuck-Kästen, die zwei bis fünf Waben fassen. Solch kleine Ablegerkästen sind gut, da die Wärme nicht so schnell verloren geht. Alternativ kann man auch eine normale Zarge nehmen und den Ableger mit einem Schied einengen.
- Futter geben: Die wenigen Bienen können sich bei schlechtem Wetter oft nicht selbst versorgen. Deshalb sollte man noch eine Futter- oder Honigwabe zugeben. Sobald die Königin legt, kann man den Ableger flüssig füttern.
- An Ablegerplatz stellen: Ableger sollten immer getrennt von den Wirtschaftsvölkern stehen. So ist eine Varroareinvasion von den anderen Völkern unwahrscheinlicher und die Ableger sind nicht so anfällig für Räubereien. Damit die Bienen nicht zu ihren Völkern zurückfliegen, muss man sie aus dem Flugradius (drei Kilometer) stellen. Dort sollte man die Ableger allerdings nicht in eine Reihe stellen, sondern in verschiedene Richtungen fliegen lassen. So findet die Königin nach dem Hochzeitsflug wieder besser in ihr Volk zurück.
- Flugloch einengen: Das Flugloch sollte nur zwei, drei Zentimeter breit sein, damit sich die Bienen besser verteidigen können. Vor allem in trachtlosen Sommern droht sonst eine Räuberei. Zum Online-Artikel: Räuberei bei den Bienen – was tun?
Königin für den Ableger: Nachschaffung oder Edelzelle?
Der Ableger braucht nun eine Königin. Auch hier gibt es verschiedene Varianten den Ableger zu beweiseln.
- Nachschaffung: Man kann den Ableger aus der offenen Brut (es sollten Eier und jüngste Maden vorhanden sein) eine Nachschaffung ziehen lassen. Das ist die einfachste Lösung, aber eben auch die schlechteste. Denn: Die Qualität der Nachschaffungsköniginnen ist meist nicht gut. Einerseits hat man als Imker keine Selektion und vermehrt eventuell von einer schlechten Königin. Andererseits können die Bienen auch Larven zu Königinnen heranziehen, die schon ein paar Tage alt sind, was nicht gut ist. Wenn der Ableger nicht stark genug ist, tut er sich zudem schwer die Brut (und damit auch die Weiselzelle) gut zu wärmen – keine idealen Bedingungen für junge Königinnen. Solche Jungvölker kann man aber im Herbst auch noch mit gekauften Königinnen umweiseln.
- Schwarmzelle: Wer bei der Schwarmkontrolle Schwarmzellen entdeckt, kann diese auch für einen Ableger verwenden. Entweder entnimmt man dafür die ganze Wabe samt Schwarmzelle oder man schneidet sie vorsichtig mit einem Messer weg, und steckt sie anschließend zwischen die Brutwaben des Ablegers. Doch auch hier gilt: Als Imker weiß man nicht, wie gut das Zuchtmaterial ist.
- Edelzelle: Weiselzellen, die man bewusst von einer guten Zuchtmutter vermehrt, werden auch Edelzellen genannt. Wer schon welche ziehen lassen hat, kann die Ableger nun mit ihnen beweiseln. Oft bieten Imkervereine auch Zellen zu einem fairen Preis an. Die Edelzellen sollte man immer mittig zwischen die Brutwaben stecken. So hat es die Weiselzelle noch warm, bis die Königin schlüpft.
- Königin geben: Alternativ kann man den Ableger auch mit einer Königin beweiseln. Hier besteht anfangs allerdings das Risiko, dass die Bienen sie nicht akzeptieren und abstechen, da sie lieber eine Nachschaffungskönigin aus „ihrer“ Brut ziehen wollen. Deshalb diese Ableger nur mit geschlossener Brut bilden und die Königin im Ausfresskäfig zusetzen. So können sie sich aneinander gewöhnen.
Ableger pflegen: Erweitern und füttern
Nach der Ablegerbildung sollte man die Bienen erst einmal in Ruhe lassen. Denn die Königin braucht nach dem Schlüpfen noch ein paar Tage bis sie geschlechtsreif ist. Dann fliegt sie bei gutem Wetter zum Hochzeitsflug aus und wird von mehreren Drohnen begattet. Ein paar Tage später beginnt sie zu legen. Man sollte mit der ersten Kontrolle also etwa vier Wochen warten.
- Eventuell Schlüpfkontrolle: Wer will, kann schauen, ob die Königin geschlüpft ist. Ein Indiz dafür ist der ausgesägte Zellrand an der Weiselzelle. Ist die Königin nicht geschlüpft oder die Bienen haben die Zelle ausgefressen, kann man nochmal eine Weiselzelle zugeben oder den Ableger auflösen. In den meisten Fällen ist die Schlüpfkontrolle allerdings unnötig und man sollte den Bienen und der frisch geschlüpften Königin etwas Ruhe gönnen.
- Legt die Königin? Nach vier Wochen sollte man checken, ob die Königin legt. Dann kann man den Ableger erweitern und eventuell in eine neue Beute umhängen. Es kann auch sein, dass die Königin beim Begattungsflug (Zum Online-Artikel: Was passiert beim Hochzeitsflug der Königin?) verloren ging, dann kann man den weisellosen Ableger auflösen und die Waben anderen Ablegern zuhängen.
- Varroabehandlung: Wenn der Ableger keine (verdeckelte) Brut mehr hat, sollte man ihn mit Milch- oder Oxalsäure gegen die Varroamilbe behandeln.
- Laufend füttern: Die wenigen Sammlerinnen sind damit beschäftigt Pollen einzutragen. Deshalb sollte man den Ableger laufend füttern. So müssen sie nicht auch noch Nektar sammeln und können Waben bauen. Zum Online-Artikel: Ableger richtig füttern
- Erweiten: Das Brutnest der Königin wächst nun konstant bis in den Herbst. Deshalb sollte man es laufend erweitern: Ideal sind ausgebaute Waben. Wenn man die Ableger Mittelwände ausbauen lässt, sollte man sie dazu flüssig füttern.
Auch als Podcast: Ableger bilden – wann und wie?
Im bienen&natur-Podcast Drohnenschlacht – zwei Imker, drei Meinungen diskutieren Boris und Eddie, wie man am besten Ableger bildet: Zu welcher Zeit, mit wie vielen Brutwaben und wie man sie beweiseln kann.
von Boris Bücheler
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