Bienenwachs ist ein vielseitiger Stoff, der für Imker oft mit viel Arbeit verbunden ist. Wir zeigen, wie man Wachs ernten, verarbeiten und veredeln kann.
Mit einem Sonnenwachsschmelzer kann man Deckelwachs, Altwaben, Drohnenrahmen oder Wildbau einschmelzen. Foto: Armin Spürgin
Im Gegensatz zu Honig gilt Wachs eher als Nischenprodukt. Das liegt vor allem daran, dass die Bienen weit weniger Wachs als Honig produzieren. Zudem ist die Wachsverarbeitung eine eher unbeliebte Winterarbeit, die Imker gerne aufschieben. Doch es lohnt sich, zu wissen, wie man Wachs ernten und verarbeiten kann – denn es ist ein vielseitiger Rohstoff.
Bienenwachs: Inhaltstoffe und Heilsamkeit
Imker beschäftigen sich vor allem mit den praktischen Aspekten des Wachses: Wie man es gewinnen und verarbeiten kann. Dabei ist es interessant, einen Schritt zurückzugehen und zu schauen, wie die Bienen das Wachs herstellen, wie es chemisch zusammengesetzt ist und weshalb das Wachs so wertvoll in der Kosmetik ist.
Die Bienen formen aus den einzelnen Wachsschuppen Waben. Wollen wir Imker Wachs ernten, müssen wir ihnen einen Teil der Waben wegnehmen. Dafür gibt es verschiedene Ansätze.
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Das Abdeckelwachs ist frisch geschwitzt und deshalb noch weiß. Es ist besonders rein und daher sehr wertvoll für uns Imker. Fotos: Boris Bücheler
Mit einem Sonnenwachsschmelzer kann man Deckelwachs, Altwaben, Drohnenrahmen oder Wildbau einschmelzen. Foto: Armin Spürgin
In einem Deckelwachsschmelzer kann man den Honig gleich vom Wachs trennen. Hier wird das Deckelwachs schonend erwärmt, der Honig kann dabei nach unten hin abfließen, oben setzt sich eine Wachsschicht ab und härtet dann aus.
An dieser Wachsschicht haftet allerdings immer noch etwas Honig und auch noch etwas anderer Schmutz. Deshalb ist es gut, es nochmal einzuschmelzen und zusätzlich zu reinigen.
Hier sprudelt das Wachs aus einem Dampfwachsschmelzer. Im Sieb liegt zusätzlich ein Gartenvlies, welches das Wachs zusätzlich filtert. Viele Imker nehmen hierfür eine engmaschige Strumpfhose.
Dass im Wachsschmelzer ein Trester aus Schmutz zurückbleibt, ist völlig normal. Ihn kann man einfach im Biomüll entsorgen oder verbrennen.
Zum Wachsschmelzen nimmt man gerne ausrangierte Hobbocks. Hier sollte man aber schauen, dass sie hundertprozentig dicht sind und keine Risse haben. Läuft doch mal ein Kübel aus, kann man einfach warten, bis das Wachs fest wird – dann bildet sich eine Wachsplatte.
Am Wachsblock setzt sich unten meist auch noch Schmutz ab. Den kann man einfach mit einem Stockmeißel abkratzen.
Die Rähmchen lassen sich auch in einem Waschkessel reinigen. Dank des heißen Wassers löst sich das Wachs und anderer Schmutz gut vom Holz.
Deckelwachs ausschmelzen
Wer seinen Honig nicht gerade presst oder Wabenhonig verkauft, erhält bei der Honigernte Abdeckelwachs. Doch das Wachs ist hier nicht nur ein Nebenprodukt – da es frisch geschwitzt ist, ist dieses Jungfernwachs besonders rein und enthält keine Schadstoffe. Deshalb verarbeitet man es meist zu Mittelwänden oder Kosmetik.
Viele Imker schneiden im Frühjahr Drohnenrahmen aus, um die Varroa zu bekämpfen. Ein positiver Nebeneffekt: Hier kann man qualitativ bestes Wachs ernten. Denn: Wir geben den Bienen im Baurahmen keine Mittelwand, daher müssen sie das Wachs frisch schwitzen.
Ein weiteres biotechnisches Verfahren der Varroabekämpfung ist die Totale Brutentnahme. Hierbei entnimmt man die Bienenbrut und mit ihr die darin sitzenden Milben. Die Brut kann man entweder in einer Brutscheune schlüpfen lassen oder die Waben sofort einschmelzen. So hat man auch eine Bauerneuerung.
Wenn die Bienen schwärmen, braucht der Schwarm ein paar Tage Zeit, bis er ein neues Wabenwerk errichtet hat. Und auch die junge Königin legt nicht sofort. Deshalb haben Schwarm und Muttervolk natürlicherweise eine Brutpause – die auch die Varroaentwicklung hemmt. Sperren Imker die Königin für drei Wochen in einen Käfig, bekommen sie den gleichen Effekt. Das Volk ist brutfrei und kann mit Oxalsäure behandelt werden. Gleichzeitig kann man brutfreie Altwaben entnehmen und so Wachs ernten.
Nach der Ernte enthält das Wachs meist noch Schmutzpartikel. Deshalb muss man es noch weiter bearbeiten und reinigen, bevor man das Wachs verarbeiten kann.
Wachs einschmelzen
Sowohl im Deckelwachs, als auch in den Leerwaben befinden sich noch luftige Hohlräume. Zum Glück lässt sich das Wachs komprimieren, indem man es heiß macht. Im Frühjahr und im Sommer kann man hierfür einen Sonnenwachsschmelzer nehmen. Ab Herbst spendet die Sonne nicht mehr so viel Energie, dann ist ein Dampfwachsschmelzer besser.
Wachs säubern für Mittelwände und Kerzen
Rinnt das Wachs aus dem Schmelzer, erstarrt es zu einem gelben Block. Will man das Wachs verarbeiten, muss man es nun aber nochmals säubern. Denn: Im Wachs befinden sich oft noch Schmutz oder Pollenreste. Kerzen rußen und knispern beispielsweise, wenn das Wachs nicht rein ist. Um das Wachs zu klären, kann man es filtern und langsam abkühlen lassen oder Zitronensäure unterrühren.
Es gibt zwei Arten von Wachs: Jungfernwachs, das von den Bienen frisch geschwitzt wurde, und deshalb besonders rein ist und Altwachs, welches schon länger im Stock hängt. Das Altwachs kann mit Keimen und Schadstoffen belastet sein, deshalb wird dieses Wachs anders verarbeitet.
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Gute Winterarbeit: Aus dem Jungfernwachs kann man wieder Mittelwände gießen. Diese helfen den Bienen beim Bauen. Foto: Jürgen Schwenkel
Hier hat ein Ableger seine Mittelwand schön ausgebaut und schon bebrütet. Ableger und Kunstschwärme sollte man flüssig füttern, wenn sie bauen sollen. Fotos: Boris Bücheler
Wer die Waben über den Winter lagert, sollte sie unbedingt dicht verstauen. Mäuse kommen selbst durch die kleinsten Löcher und fressen Löcher, wie hier abgebildet, in die Waben.
Braune Waben sollte man möglichst bald ausschmelzen oder gegen die Wachsmotten behandeln. Hier nagen sie schon an der Wabe. Schön zu sehen: Die weißen Wachsmotten-Larven und ihr weißes Gespinst, das sie vor den Bienen schützt, sowie die schwarzen Kotkrümel.
Sortieren und vor Wachsmotten schützen
Wer schon mal eine Zarge mit braunen Waben im Keller vergessen hat, kennt sie: die Wachsmotte. Dabei fressen die Wachsmotten eigentlich gar kein Wachs, sondern vor allem die Nymphenhäutchen, Larvenkot oder Pollen. Deswegen ist es ratsam, gelbe, unbebrütete Waben extra zu lagern. Dunkle Waben sollte man rasch ausschmelzen, so kann man immerhin noch das Wachs ernten.
Bevor man die gelben Waben aus dem Honigraum einlagert, sollte man sie besser noch von den Bienen ausschlecken lassen. Denn in den Zellen bleiben auch nach dem Schleudern immer noch kleine Honigreste zurück. Wenn diese Reste Feuchtigkeit anziehen, können sie gären und auch den Honig im nächsten Jahr kontaminieren. Deshalb sollte man die Waben noch einmal den Bienen aufsetzen. Die schlecken dann den restlichen Honig aus den Zellen.
Da das Wachs für die Bienen wie eine Niere wirkt und Schadstoffe wie Pestizide bindet, sollte man regelmäßig eine Wabenerneuerung machen. Wichtig ist dabei, dass man die Mittelwände aus unbelastetem Jungfernwachs fertigt.
Wachs ist ein wahres Multitalent. Mit ihm kann man beispielsweise Fett-Wasser-Gemische stabilisieren – deshalb wird es auch oft in Salben und Cremes verwendet.
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Kerzen kann man in Silikonformen gießen. Hier verflüssigt man das Wachs in einem Topf, gießt es in die Form und pellt die Kerze heraus, sobald das Wachs fest ist. Fotos: Boris Bücheler
Auch Teelichter sind bei den Kunden beliebt. Bei diesen muss man den speziellen Teelichtdocht noch von unten einfädeln.
Die ursprünglichste Form Kerzen zu machen, ist das Ziehen. Hierbei taucht man einen Docht in flüssiges Wachs und zieht ihn wieder heraus. Dabei härtet ein Teil des Wachses aus. Will man dünne Kerzen, taucht man nicht so oft, will man dicke Kerzen, taucht man den Docht öfter ins Wachs. Foto: Jürgen Schwenkel
Christbaumanhänger aus Bienenwachs verkaufen sich auf Weihnachtsmärkten besonders gut. Wenn das Wachs noch flüssig ist, legt man einfach eine Schleife ins flüssige Wachs - so kann man den Schmuck später an den Baum hängen.
Kerzen gießen mit einer Silikonform
Als die Zeidler im Mittelalter Bäume hochgeklettert sind, um den Bienen Wabenstücke zu klauen, war ihr Hauptziel oft gar nicht der Honig – sondern das Bienenwachs. Denn Kerzen waren damals beim Adel und in den Klöstern die einzige Lichtquelle. Wir erklären, wie man selbst Kerzen aus Bienenwachs gießen kann.
Brot einpacken, Schüsseln abdecken, Obst einwickeln – statt Frischhaltefolie geht das auch mit Wachstüchern. Die Bienenwachstücher können mehrfach verwendet werden und sind deshalb nachhaltiger. Kauft man die Tücher, sind sie oft teuer. Dabei lassen sie sich einfach und günstig zuhause mit eigenem Wachs herstellen.
Selbstgemacht: Wind- und Wetterbalsam aus Bienenwachs
Skifahren oder Spazierengehen trotz eisiger Kälte – wenn uns im Winter kalte Winde ins Gesicht wehen, hilft eine normale Tagescreme als Schutz wenig. Sie enthält zu viel Wasser. Ein Wind- und Wetter-Balsam aus Bienenwachs enthält dagegen natürliche Fette, die sich wie ein schützender Mantel auf die Haut legen.