Honigfeuchte Waben ausschlecken lassen

Wenn man honigfeuchte Waben zu warm einlagert, bilden sich Hefen – dann kann der Honig im nächsten Jahr gären. Deshalb sollte man die Waben im Sommer ausschlecken lassen.

Hier wurde in einzelnen Zellen der Rapshonig schon in der Wabe hart. Solche honigfeuchten Waben sollte man von den Bienen ausschlecken lassen. Sonst kann der neue Honig gären. Foto: Boris Bücheler
Hier wurde in einzelnen Zellen der Rapshonig schon in der Wabe hart. Solche honigfeuchten Waben sollte man von den Bienen ausschlecken lassen. Sonst kann der neue Honig gären. Foto: Boris Bücheler

Wer mit dem Schleudern fertig ist, hat honigfeuchte Waben: Diese Waben wirken zwar leer, die Zellen enthalten aber immer noch kleinste Honigreste. Diese Honigreste können allerdings dafür sorgen, dass der Honig im nächsten Jahr gärt. Das lässt sich vermeiden, indem man die Honigwaben den Bienen nach der Ernte noch einmal aufsetzt. Dann schlecken die Bienen honigfeuchte Waben trocken.

Honigfeuchte Waben gären

Honig ist hygroskopisch, das heißt wasseranziehend. Selbst kleine Honigreste in den Waben ziehen die Luftfeuchtigkeit an. Da in jedem Honig auch Hefen enthalten sind, fangen diese Hefen an, sich zu vermehren, wenn es warm ist und sie genug Wasser haben. Werden die Waben dann im Frühling aufgesetzt und die Bienen füllen sie wieder mit Nektar, wird der frische Honig mit den Hefen kontaminiert. Dieser Honig ist oft nicht lange haltbar und kann schon nach einem halben Jahr „gärig“ werden. Er duftet dann etwas nach Alkohol, wie eine überreife Banane, und bildet im Eimer oder im Glas im ersten Stadium kaum sichtbare kleine Bläschen. Nimmt die Gärung zu, nimmt durch die Gasbildung auch das Volumen des Honigs zu, und das Honigglas läuft über. Zum Online-Artikel: Honig trennt sich in zwei Schichten – warum? Gärigen Honig kann man nicht mehr verkaufen. Er ist nur noch zu retten, indem man ihn erhitzt, um die Gärung zu stoppen, und ihn dann zu Met verarbeitet oder als Backhonig verkauft. Doch für Backhonig bekommt man meistens nicht mehr als zwei Euro pro Kilogramm, also besser gar nicht erst gären lassen.

Die Lösung: ausschlecken lassen

Die honigfeuchten Waben kommen am besten direkt nach dem Ausschleudern nochmal zurück auf die Bienenvölker. Dann schlecken die Bienen die Honigreste heraus und tragen lose Wachsteilchen ab, die beim Entdeckeln abgerissen wurden.

Ausschlecken lassen – so geht’s:

  • Leerzarge aufsetzen: Zuerst setzt man eine Leerzarge auf ein Volk. Zum Ausschlecken nimmt man am besten starke Völker.
  • Mit Folie/Zeitung abdecken: Anschließend bedeckt man die Öffnung oben mit einer Folie oder mit Zeitungspapier ab. An einer Ecke überschlägt man die Folie leicht, damit ein kleines Loch entsteht und die Bienen hinauf können.
  • Honigfeuchte Waben aufsetzen: Dann setzt man mehrere Honigräume mit honigfreuchten Waben auf die Folie.
  • Alternative Fütterer: Statt der Leerzarge und der Folie kann man aber auch einen Fütterer zwischen das Volk und die Honigräume setzen. Ich nehme beispielsweise einen Adam-Fütterer: Wenn hier ein Lattengerüst als Schwimmer im Futtertrog ist, kommen die Bienen ans Futter, aber auch hoch an die Honigwaben. Dann kann ich gleichzeitig füttern und Honigwaben ausschlecken lassen. Das ist geschickt, wenn man anschließend in den Urlaub möchte.
  • Turm abdichten: Bei beiden Methoden sollte man prüfen, ob der Turm oben dicht ist und alle Zargen gut sitzen. Sonst kann es zu Räubereien (Zum Online-Artikel: Räuberei bei den Bienen – was tun?) kommen – und räubern die Bienen erst einmal, suchen sie dann auch schwach Völker und wollen diese ausräubern.
  • Warten: Insgesamt lasse ich die Waben zwei Wochen auf den Völkern; das Ausschlecken funktioniert allerdings nur, wenn die Bienen in der Natur gar nichts mehr finden.
  • Abfluchten: Sind die Waben trocken geschleckt, treiben sich normalerweise nicht mehr viele Bienen in den Zargen herum. Beim Abnehmen kann trotzdem eine Bienenflucht helfen.

Varroabehandlung hat Priorität

Zeitlich sollte man die Varroabehandlung natürlich einkalkulieren, die immer oberste Priorität hat, damit gesunde Winterbienen entstehen. Bei brutfrei gemachten Völkern (Totale Brutentnahme), die bereits mit Oxalsäure behandelt wurden, funktioniert das anschließende Ausschlecken prima, da die Behandlung nicht lange dauert. Behandelt man mit dem Nassenheider, kann man die Honigräume erst später, nach Abschluss der Behandlung, über dem Fütterer aufsetzen.

Waben lagern: Trocken und sicher

Nach dem Ausschlecken lagert man die Zargen am besten in einem trockenen Raum. Hat man keinen Platz in einem Gebäude, können die Honigzargen auch draußen lagern und sollten vor Regen und Sonne geschützt stehen, damit die Beuten noch lange halten. Bei einer Lagerung im Freien müssen im Frühling alle Honigwaben kontrolliert werden. Überprüft man sie zeitig im Frühjahr, kann man noch vergessene Wachsbrücken mit dem Stockmeißel abkratzen, da das Wachs bei Kälte leicht abbröselt. Manchmal haben bei uns im Sommer Wildbienen kleine „Brutnester“ in Honigzellen eingebaut. Die Mauerbienen mörteln sich kleine Behausungen für die Brut – ein schöner Anblick. Diese Waben werden aussortiert und so luftig gelagert, dass die Wildbienen im Frühling schlüpfen können. Die restlichen Mörtelspuren kann man anschließend herausbrechen. Werden die Waben länger gelagert, muss man besonders gut kontrollieren. Oft haben sich Spinnen und Ohrwürmer (Dermaptera) eingenistet und ihren Kot hinterlassen. Oder der Gewitterregen ist irgendwo eingedrungen und hat Schmutzspuren auf den Waben hinterlassen. Mit Druckluft kann man losen Schmutz auspusten oder die Waben ausklopfen. Falls das nicht reicht, schmilzt man verschmutzte Waben einfach ein.

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Mehr zum Thema Wabenpflege gibt’s in Folge 4 des bienen&natur-Podcasts Drohnenschlacht – zwei Imker, drei Meinungen. Eddie und Boris erklären, weshalb man Waben sortieren sollte, wie man die Wachsmotte bekämpfen kann und wie man Honigwaben ausschlecken lässt.

Wie machen es größere Imkereien?

Berufsimker haben es meist leicht, ihre Waben richtig zu lagern, wenn sie einen großen Kühlraum haben. Dort kann man honigfeuchte Waben direkt nach dem Abschleudern einlagern: Wenn die Luft trocken (30 – 40 % Luftfeuchtigkeit) und die Temperatur niedrig ist (etwa 5 °C), gärt der Resthonig in den Waben nicht, und die Wachsmotten machen auch keinen Ärger.

von Adelheid Maria Klein, Imkerschule weiselrichtig

Wachsmotten erkennen und bekämpfen