

„Bienen sind systemrelevant“, sagte Landwirtschaftministerin Julia Klöckner (CDU) einst bei ihrer Antrittsrede. Richtige Einschätzung, doch ihre Politik lässt eine Wertschätzung für Bienen bitter vermissen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat nun verkündet, künftig eine „Zukunftskommission Landwirtschaft“ einzusetzen. Hier sollen 31 Vertreter aus Landwirtschaft, Handel, Umweltverbänden und Wissenschaft Empfehlungen für eine „produktive und ressourcenschonende Landwirtschaft“ ausarbeiten. Es fehlen: Imker. Eine Fehlentscheidung, die Klöckners Symbolpolitik enttarnt.
Imker sind Lobbyisten für Insekten
Wir Imker arbeiten mit Tieren, die ein Spiegel der Natur sind. Ist die Natur intakt, fühlen sich die Bienen wohl – geht es den Bienen schlecht, läuft in der Natur meist etwas schief. Denn Insekten sind oft das schwächste Glied im landwirtschaftlichen Komplex, es fällt einem auf den ersten Blick ja nicht auf, wenn es ihnen schlecht geht. Dabei sind sie so wichtig für die Biodiversität und leisten mit ihrer Bestäubung auch einen wichtigen Beitrag zur Ernte der Landwirte – und das kostenlos. Wir Imker sind daher nicht nur Lobbyisten für unsere Bienen, sondern für alle Insekten, die meist niemand wahrnimmt. Deshalb müssten auch Imker in einem Arbeitskreis sein, der die Zukunft der Landwirtschaft erörtert.
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Imker mit ihren Visionen durchaus weiterhelfen können: Bienengefährliche Neonicotinoide wurden verboten, die Anzahl der Blühflächen nimmt zu, in denen sich nicht nur Bienen, sondern auch Hummeln, Schmetterlinge und Schwebfliegen tummeln, und man sieht immer mehr blühende Energiepflanzen statt Mais.
Zu unbequem oder zu unscheinbar?
Wurden etwa keine Imker eingeladen, weil sie zu unbequem für solch einen Dialog sind? Vielleicht. Immerhin wirkt gerade der DBIB manchmal etwas ruppig und rebellisch, wenn Mitglieder auf Demos tote Bienen oder giftigen Honig verschütten. Doch auch der politisch eher brave D.I.B. sitzt nicht in der Kommission, obwohl er beim Agrargipfel im Dezember noch beteiligt war. Sowohl der D.I.B., als auch der DBIB hatten im Vorfeld ihre Mithilfe angeboten – und sind nun sauer, dass sie ignoriert wurden. Oder wurden die Verbände einfach vergessen, weil sie in Berlin nicht präsent genug sind? Auch das wäre schlecht für uns Imker und die Bienen.
bbu/15.07.2020
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