Königin zeichnen: So geht’s

Eine Königin zu zeichnen, ist gar nicht so einfach. Doch es hat viele Vorteile. Welche das sind und wie es geht, erklärt Fachberater Bruno Binder-Köllhofer.

Für den „Normalimker“ genügt zum Königin-Zeichnen ein Farbtupfer in der jeweiligen Königinnenfarbe. Foto: Bruno Binder-Köllhofer/Dr. Annely Brandt
Für den „Normalimker“ genügt zum Königin-Zeichnen ein Farbtupfer in der jeweiligen Königinnenfarbe. Foto: Bruno Binder-Köllhofer/Dr. Annely Brandt

Um eine Königin zu zeichnen, muss man ihrer erst einmal habhaft werden. Aber wie fasst man die Königin am besten an und vor allem wie hält man sie fest? Der Zwei-Finger-Zangen-Griff ist gefährlich, weil man die weglaufende Königin schnell einmal am Hinterleib erwischt. Dies darf man keinesfalls, das ist ihr empfindlichstes Körperteil! Man kann auch ein spezielles Zeichennetz nehmen und sie darin zeichnen. Allerdings besteht damit die Gefahr, das Tier zu verschmieren.

Königin zeichnen – Schritt für Schritt

  1. Hat man „Ihre Majestät“ gesichtet, muss man sie im Auge behalten, während man die Wabe auf einer Seite auf den Wabenoberträgern absetzt. So bekommt man eine Hand frei und kann die Königin mit der Zeigefingerspitze am Brustteil leicht auf die Wabe drücken und fixieren (Bild 1).
  2. Erst dann nimmt man den Daumen zu Hilfe und hebt sie am Brustteil ab (Bild 2).
  3. Als nächstes stellt man die Wabe beiseite, um mit der anderen Hand die Königin in die passende und stabile Zeichenposition zu bringen. Man schiebt sie von unten mit einem Finger so weit nach oben, dass die Rückseite ihres Brustteils ganz weit oben zwischen Daumen und Zeigefinger kommt (Bild 3, darauf zum besseren Sichtbarmachen bereits mit Farbmarkierung).
  4. Nun öffnet man die zuvor schon gelockerte Kappe des Zeichenstifts und testet, wie die Farbe fließt. Sie soll nicht kleckern. (Bild 4)
  5. Dann einen Farbtupfer auf den Thorax der Königin geben (Bild 5, darauf zur Demonstration mit Drohn). Damit der Farbpunkt zielgenau sitzt, stützt man sich mit einem Finger der zeichnenden Hand auf der anderen ab.
  6. Anschließend lässt man die Königin einfach in den Leerraum oder innen auf den Beutenboden fallen (Bild 6), damit sie die Farbe nicht an anderen Bienen abstreift. Der Farbtupfer trocknet, bis sie wieder in eine Wabengasse gelangt ist.

Tipps für das Königin-Zeichnen

Normale „Majestäten“ werden standbegattet und schlüpfen üblicherweise im Ableger am Stand. Das bedeutet für die Königin die sicherste Annahme und ist für den Imker am einfachsten zu handhaben. Da man sie in Ablegern oder gar Begattungskästchen am leichtesten findet, werden sie am besten gleich dort markiert. Allerdings frühestens eine Woche nach dem Beginn der Eiablage, wenn erste Brutzellen verdeckelt sind. Erst dann ist die junge Stockmutter im Volk etabliert und wird durch die Störung nicht gefährdet, von den Arbeiterinnen eingeknäult zu werden.

Zeichnet man eine Königin, reicht ein leuchtender Farbpunkt auf dem Bruststück völlig aus. So entfällt auch am Stand das dort etwas umständliche Hantieren mit Plättchen. Wer möchte, setzt einen kleineren zweiten Farbfleck auf den Hinterleib und kann so z. B. noch Nachschaffungs- oder Umweiselungs-Königinnen unterscheiden. Nicht jeder Farbstift eignet sich. Auch im Imkereihandel gibt es qualitative Unterschiede. Manche sind eher dünnflüssig, andere haften nur eine Saison. Bei allen ist es sehr wichtig, dass man immer erst auf einer Fläche (bspw. Beutenrand) testet, wie die Farbe läuft. Ein Verkleckern der Königin wäre fatal und ist daher unbedingt zu vermeiden. Die Markierung mit speziellem Königinnen-Zeichenlack aus dem Imkereifachhandel hält zwar besser, allerdings muss die Königin dann erst zum Trocknen in einen Lockenwickler, damit sie nicht beim Einlaufen durch den starken Fremdgeruch attackiert wird.

Schreck lass nach

Hin und wieder passiert es, dass eine Königin während des Zeichnens erstarrt. Doch keine Angst, sie ist nicht tot, sondern nur ohnmächtig. Also nicht nervös werden, einfach die Königin geschützt in einem offenen Käfig oder Lockenwickler auf eine Wabengasse legen. Schon nach wenigen Minuten ist sie wieder munter und kann dann unbesorgt ins Volk zurückkehren.

Königin zeichnen an Drohnen üben

Wer noch völlig ungeübt im Königinnen-Zeichnen ist, kann es erst mal bei einigen Drohnen ausprobieren, die sich in der Saison zahlreich auf den Randwaben tummeln. Die stechen bekanntlich nicht und sind zudem etwas größer. Im Übrigen stechen auch Eier legende Königinnen nicht. Nur unbegattete hin und wieder ganz zart. Da aber ihr Stachel keine Widerhaken besitzt, hat dies für sie keine Konsequenzen.

Beim Üben an einem Drohn stellt man schnell fest: Bienen sind zwar filigran, aber nicht zerbrechlich. Behutsames Anfassen und Festhalten am Brustteil schaden ihnen nicht. Weder brechen bei ihnen die Beine ab, noch bekommen sie blaue Flecken. Man nimmt zum Probezeichnen allerdings die Jahresfarbe des nächsten Jahres, sonst findet man später erst mal vor lauter „Königen“ die Stockmutter nicht mehr heraus.

Fünf Jahresfarben

Apropos Jahresfarben: Wenn man zum Königinnen-Zeichnen die weltweit gültigen fünf Jahresfarben nutzt, ist damit das Alter der Königin definiert. Kennt man das Geburtsjahr, kann man neben anderen Kriterien entscheiden, ob es zu riskant wird, eine Königin noch einmal über den Winter zu behalten und ob sie die nächste Saison wohl noch übersteht. Länger als drei Jahre sollte man keine Königin halten. Vorteilhaft ist es, sie spätestens im zweiten Jahr zu ersetzen, denn dann lässt die Vitalität meist spürbar nach. Das Geburtsjahr wird nicht mitgerechnet.

Weiß Gelb Rot Grün Blau
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024 2025
2026 2027 2028 2029 2030
2031 2032 2033 2034 2035
2036 2037 2038 2039 2040

Königin zeichnen: Die Jahresfarben der Königin.

Jahresfarben: Es beginnt mit der hellsten Farbe Weiß bei Jahreszahlen, die mit 1 bzw. 6 enden, geht über Gelb, Rot, Grün bis zum dunklen Blau, wie z. B. für 2020 (siehe Tabelle).

Unverwechselbare Nummern für die Zucht

Im Gegensatz zum „Normalimker“ müssen Züchter ihre Königinnen individuell nummerieren. Für sie ist es essentiell zu wissen, dass es sich um die von ihnen selektierte Originalkönigin handelt. Nicht selten verfliegen sich Königinnen auf Belegstellen in fremde Kästchen. Würde man später von solchen fremden Königinnen nachzüchten, so würden deren genetische Eigenschaften falsch in die Zuchtwertschätzung einfließen und die Ergebnisse wären unbrauchbar.

Da Zuchtköniginnen in der Regel auch in einem Käfig schlüpfen, zeichnet man sie frisch geschlüpft in den Innenräumen. Bewährt haben sich hierbei hell leuchtende Opalithplättchen. Als Kleber kann man den bekannten Schelllack aus Glasröhrchen oder auch bestimmte Sekundenkleber sowie schnelltrocknenden Holzleim aus einer Spritze verwenden.

von Bruno Binder-Köllhofer

Interesse an einem Schnupperabo? Hier klicken und unverbindlich testen.

Eigener Wachskreislauf – so geht’s