Spätsommerpflege: Starke Völker einwintern

Mit der Spätsommerpflege baut man gute Völker für das kommende Jahr auf. Hier ist es wichtig, die Bienen gegen die Varroamilbe zu behandeln, richtig zu füttern, aber auch die Ableger zu pflegen.

Neben der Varroabehandlung gehört auch das Füttern zur Spätsommerpflege. Wer die Bienen in kleinen Schüben flüssig füttert, puscht sie noch im Sommer. Foto: Boris Bücheler
Neben der Varroabehandlung gehört auch das Füttern zur Spätsommerpflege. Wer die Bienen in kleinen Schüben flüssig füttert, puscht sie zusätzlich. Foto: Boris Bücheler

Ab der Sommersonnenwende geht das Brutnest langsam zurück und die Völker werden kleiner. Dabei werden ab August die Winterbienen herangezogen. Diese langlebigen Bienen sind besonders wichtig, da sie das Volk über den Winter bringen und auch im Frühjahr wieder aufbauen müssen. Wir Imker können die Bienen mit der Spätsommerpflege dabei unterstützen, dass sie gesunde und viele Winterbienen erbrüten.

Die Spätsommerpflege lässt sich in verschiedene Arbeitsschritte unterteilen:

  • Honig abschleudern
  • Gegen die Varroa behandeln
  • Die Bienen einfüttern
  • Ableger pflegen
  • Waben sicher einlagern

Abschleudern: Den letzten Honig ernten und Wabensitz herrichten

Bevor man füttert und die Bienen behandelt, muss man die Honigräume abnehmen und abschleudern. So gelangen keine Rückstände von Varroabekämpfungsmitteln oder Verunreinigungen von Zucker in den Honig.

Den letzten Honig ernten
Sobald die letzte Tracht des Jahres vorbei ist, sollte man zügig die Honigräume abnehmen. Schließlich drängt die Zeit im Sommer oft: Die Bienen müssen noch behandelt und gefüttert werden. Wann genau man abschleudern muss, ist von Region, Jahr und Trachtangebot abhängig – in manchen Jahren kann es schon Ende Juni so weit sein, in anderen Regionen kann es bis in den September dauern. Ob es noch honigt, kann man an der Stockwaage erkennen. Wenn die Bienen anfangen zu räubern, ist das meist ein Zeichen, dass die Tracht vorbei ist.

Tipps zur Honigernte: Honig ernten – alles Wichtige auf einen Blick

Wald- und Heidehonig aus Brutnest entfernen
Es gibt Honige, wie Wald- (insbesondere Melezitose) und Heidehonig, die für die Bienen nicht bekömmlich sind – überwintern sie auf diesem Honig, können sie Darmerkrankungen bekommen. Wenn das Brutnest im Sommer kleiner wird, lagern die Bienen diesen Honig aus Spättrachten auch gerne im Brutraum ein. Diesen sollte man dann entnehmen und ebenfalls schleudern. Bei dieser Arbeit kann man parallel den Wabensitz für den Winter vorbereiten: Alte, schwarze Waben kann man entnehmen und stattdessen braune oder gelbe Waben geben.
Völker beurteilen, auflösen oder umweiseln
Beim Abräumen sollte man auch auf die Volkstärke der Völker achten und Schwächlinge vereinigen oder auflösen. Denn sie überleben den Winter oft nicht; dann ist es besser, sie gleich aufzulösen und nicht noch Zeit und Geld in Fütterung und Varroabehandlung zu stecken. Sind Königinnen schon sehr alt, kann man die Völker auch umweiseln. Teilweise wollen die Bienen auch selbst umweiseln, wenn sie merken, dass ihrer Königin die Samen ausgehen. Dann kann man einfach die Umweiselzellen stehen lassen und im Herbst nochmal checken, ob die Umweiselung funktioniert hat.

Varroabehandlung: Winterbienen vor Milben und Viren schützen

Die Varroamilbe schadet den Bienen, indem sie die Brut befällt und dort Viren verbreitet. Deshalb müssen Imker die Milbe bekämpfen. Das geht teilweise biologisch, meist braucht es aber auch Medikamente. Die Bandbreite der Möglichkeiten ist groß, wir geben eine Übersicht: Varroabekämpfung – verschiedene Methoden

Behandlung mit Ameisensäure
Im Sommer verwenden die meisten Imker Ameisensäure für die Varroabehandlung. Ihr Vorteil: Sie wirkt auch in der Bienenbrut und tötet die Milben ab, die darin sitzen. Allerdings ist die Ameisensäure sehr wetterabhängig – ist es zu heiß, können auch die Bienen und ihre Brut darunter leiden. Deshalb ist es besonders wichtig, sie bei der Spätsommerpflege richtig anzuwenden.
Anleitung zur Behandlung mit Ameisensäure: Ameisensäurebehandlung gegen Varroa – das ist wichtig
Die Notbremse: Totale Brutentnahme
Während andere biotechnische Methoden zur Varroabekämpfung früher im Jahr dafür sorgen, dass die Milbenpopulation nicht zu schnell ansteigt, kann man mit einer Brutentnahme im Spätsommer stark vermilbte Völker oft noch retten. Dabei entnimmt man die befallene Brut und kann die verbliebenen Bienen dann mit Milch-, Oxalsäure oder VarroMed behandeln. Doch Achtung: Macht man die Brutentnahme zu spät und das Volk hat nicht mehr genug Bienen, tut es sich schwer, wieder zu einem überwinterungsfähigen Volk heranzuwachsen.
Anleitung zur Brutentnahme: Totale Brutentnahme – Varroabekämpfung und Bauerneuerung
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Spätsommerpflege: Die Bienen richtig füttern

Zur Spätsommerpflege gehört auch, die Bienen für den Winter zu füttern. Hört sich einfach an – doch es gibt verschiedene Methoden, zu füttern. Dabei ist es wichtig, wie man füttert – jedes Futtermittel hat Vor- und Nachteile: Dünnes Zuckerwasser animiert die Bienen zu bauen, Futterteig minimiert Räuberei und Sirup ist gut, um größere Mengen möglichst schnell zu füttern. Zudem sollte man schauen, dass man nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel füttert.

Wie viel Futter brauchen die Bienen?
Die Bienen brauchen für den Winter mindestens 15 Kilogramm Futter, mehr ist besser. Wie und wie oft man füttert, hängt vom eigenen Betriebsweise ab. Überwintert man zweizargig, kann man bereits früh größere Mengen füttern. Hat man eine eher kleine Beute, muss man die Bienen behutsam in kleinen Schüben füttern – sonst schnürt man die Bienen zu früh ein und die Königin hat keinen Platz mehr zum Legen. Zudem ist ein Standort mit vielfältigem Pollenangebot gut.
Anleitung zum Füttern: Wie viel Futter braucht ein Bienenvolk für den Winter?
Wie füttert man die Bienen? Zuckerwasser oder Sirup?
Fertigen Sirup im Fachhandel kaufen oder lieber zuhause Zuckerwasser anrühren? Diese Frage stellen sich viele Imker im Sommer. Doch auch beim Zuckerwasser stellt sich die Frage, in welchem Verhältnis man es anmischen soll: 1:1 oder 3:2? Wir zeigen, wann welches Futter Sinn macht.
Vor- und Nachteile der Fütterungen: Bienen füttern – Zuckerwasser oder Sirup?
Räubereien vermeiden
Wenn die Bienen in der Natur keinen Nektar mehr finden, suchen sie anderweitig nach Futter: Dann sind sie auch bereit, anderen Völkern ihre Vorräte zu räubern – so grausam ist die Natur manchmal. Doch wir Imker wollen das verhindern, denn bei Räubereien werden auch Krankheiten übertragen.
Zum Ratgeber: Räuberei bei den Bienen – was tun?

Nicht nur andere Bienen sind scharf auf die Wintervorräte. Auch Wespen wollen Bienen teilweise den Honig stehlen. Manchmal sieht man im Spätsommer auch Wespen, die vor dem Flugloch Bienen abfangen und diese töten, um ihre eigene Brut zu ernähren. Imker können den Bienen mit verschiedenen Tricks helfen, sich zu verteidigen – beispielsweise indem sie das Flugloch einengen oder faules Obst um die Bienenkästen einsammeln.
Zum Ratgeber: Bienen kämpfen mit Wespen – das ist zu tun

Ableger: Jungvölker für die Zukunft

Ableger sind eine gute Absicherung, falls man im Sommer Wirtschaftsvölker auflösen muss oder welche über den Winter verliert. Damit sich die Ableger gut entwickeln, muss man sie laufend pflegen. Auch das gehört zur Spätsommerpflege.

Laufend füttern und Brutaktivität ankurbeln
Wer Ableger mit Futterteig füttert, verhindert eine mögliche Räuberei und schafft einen konstanten Futterstrom. Oft nehmen die Bienen den Teig aber nur zögerlich ab, da es für sie mühsam ist, ihn zu lösen. Deshalb ist eine flüssige Fütterung meist die bessere Alternative: Hier legen die Bienen mehr Brut an und bauen auch lieber Waben aus.
Anleitung zum Ableger füttern: Warum sollte man Ableger flüssig füttern?
Varroa im Blick haben
Die Ableger starten meist mit wenigen Milben, wenn man sie direkt nach der Bildung mit Milch- oder Oxalsäure behandelt. Trotzdem können auch Ableger noch Probleme mit der Varroa bekommen. Deshalb sollte man den Befall immer im Blick behalten und eventuell noch behandeln. Hier kann man Ameisensäure, aber auch Thymol-Präparate verwenden.
Kunstschwärme machen
Haben die Wirtschaftsvölker im Sommer noch viele Bienen, kann man mit ihnen noch Kunstschwärme bilden. Dabei nimmt man zwei bis drei Kilogramm Bienenmasse und beweiselt den Kunstschwarm mit einer Königin. Der Kunstschwarm ist anfangs noch brutfrei, deshalb kann man ihn gut gegen die Varroa behandeln. So startet er relativ unbelastet ins Bienenjahr.

Ebenfalls Teil der Spätsommerpflege: Waben sicher lagern

Der Herbst gilt oft als die richtige Jahreszeit für Wachsarbeiten, da dann bei den Bienen nicht mehr viel los ist und auch der Imker etwas Ruhe hat. Es ist trotzdem besser, sich schon frühzeitig um die Waben zu kümmern – sonst kann es zu spät sein, etwa wenn Wachsmotten an Pollen nagen und ganze Waben zerfressen.

Waben sortieren und vor Wachsmotten schützen
Wer unterschiedliche Rähmchenmaße in Brut- und Honigraum hat (wie bei Dadant), kommt gar nicht erst in Versuchung, gelbe Honigwaben zusammen mit aussortierten Brutwaben einzulagern. Ansonsten muss man nun die Waben sortieren und dunkle Waben ausschmelzen. So haben Wachsmotten es schwerer sich zu vermehren – zudem gibt es weitere Tricks den Schädling zu bekämpfen.
Anleitung zur Wabenhygiene: Wachsmotten erkennen und bekämpfen
Honigwaben ausschlecken lassen
In den ausgeschleuderten Honigwaben befinden sich immer noch kleine Honigreste. Wenn die Waben zu warm gelagert werden, können diese Reste gären und auch den Honig im nächsten Jahr kontaminieren. Dieser ist dann nicht so lange haltbar. Deshalb gehört es auch zur Spätsommerpflege, die Honigwaben von den Bienen ausschlecken zu lassen.
Zur Anleitung: Honigfeuchte Waben ausschlecken lassen

von Boris Bücheler

Mehr zur Spätsommerpflege gibt es in unserem August-Heft: bienen&natur August 2020

Schadet das Jakobskreuzkraut Bienen und Honig?