
Christian Pfeil vom Bienenzuchtverein 66564 Ottweiler schreibt über seine Stechervölker: „Seit Jahren beobachte ich, dass die Bienen an einem meiner Standorte aggressiver sind als andere Völker an anderen Standorten. Dies äußert sich teilweise so, dass man aufgrund der entfesselten Angriffe der Bienen nicht mehr am Volk arbeiten konnte. Jedoch war die Aggressivität nach dem Verstellen jeweils verschwunden. Und es gibt keine Stromleitung in der Nähe. Woran kann das liegen?“
Antworten unserer Leser zu Erfahrungen mit Stechervölkern
Waldemar Wimmer aus 84347 Pfarrkirchen: „Ihre Bienen stehen bestimmt auf einer Wasserader. Lassen Sie dies von einem Wünschelrutengänger testen. Ein Nachbar oder Bekannter, der darauf reagiert, reicht aus. Dieser kann als Test den Bienenstand mit den aggressiven Bienen suchen. Dann kann er etwa zwei Meter entfernt feststellen, ob dieser Standort frei von Wasseradern ist. Dann können Sie diesen Standort für die Bienen nehmen. Bei mir sind die Bienen und die Wohnräume auf keinen Wasseradern. Dies wurde überall geprüft.“

Hermann Gilch aus 91077 Neunkirchen a. Brand: „Es gibt manches auf der Welt, was man nicht auf den ersten Blick erklären kann. Dazu gehören Wasseradern. Und Erdverwerfungen, die die Bienen reizen oder beleben. Bienenvölker, die auf Wasseradern stehen, machen uns nur Probleme. Dann verstellen wir sie einfach. Als Hobby suche ich schon seit etwa 45 Jahren Wasseradern: bei Neuanpflanzungen, Hausbauten oder Ähnlichem.“
Karl Weber aus 86911 Dettenschwang: „Aggressive Bienen am Stand hatte ich auch einmal. Zunächst konnte ich mir das nicht erklären. Dann entdeckte ich zufällig bei regnerischem Wetter Fußspuren auf den Flugbrettern. Zudem waren Kratzspuren an Beutenfronten zu sehen. Schließlich löste ich das Problem: mit einem Weidezaungerät mit hoher Spannung und feinem Draht knapp vor den Fluglöchern. Tatsächlich waren meine Bienen nach wenigen Tagen wieder friedlich und unaufgeregt. Ein Versuch ist es allemal wert. Und falls die Ursache ein Waschbär ist, hilft so eine Konstruktion gegen einen derartigen Störenfried.“

bienen&natur Ratgeber Armin Spürgin zu Erfahrungen mit Stechervölkern

Interessant, dass gleich zwei Leser die Ursache in Wasseradern oder Erdstrahlung vermuten. Da ich hierzu keine eigenen Erfahrungen habe, möchte ich doch ein persönliches Erlebnis beisteuern: Vor vielen Jahren, ich war noch in der elterlichen Berufsimkerei beschäftigt, hatten wir Besuch eines Imkervereines auf Exkursion. Einer der Teilnehmer war im Hintergrund unentwegt mit einer Wünschelrute unterwegs. Am Ende der Besichtigung der üppig entwickelten Jungvölker nahm er meinen Vater beiseite. Er fragte ihn, wer den Bienenplatz ausgesucht habe. Zunächst verstand mein Vater verstand nicht. Dann wurde aber schnell klar, dass die Wünschelrute offenbar gute Voraussetzungen für die Bienen anzeigte. Obwohl mein Vater Wünschelrutengängern offen gegenüberstand, er hatte selbst die Gabe dazu, machten wir bei der Bienenplatzsuche nie Gebrauch davon. Im Vordergrund waren immer das Kleinklima (Ausrichtung nach Süd-Südwest), die vorhandene Bienenweide und so praktische Dinge wie Befahrbarkeit, Diebstahlsicherheit usw. Gute Bienenpflege, sprich Futterversorgung, liegt ja in der Hand des Imkers. Ganz selten gaben wir einen Überwinterungsplatz nach mehrmaliger schlechter Überwinterung auf. Vielleicht lag es an etwaigen Wasseradern? Aber wir konnten meist auch einige andere ungünstige Faktoren benennen, die ausreichten, um den Entschluss zu rechtfertigen.
Stechervolk durch Wasserader
Wer mag, der kann nach Erdstrahlen oder Wasseradern forschen. Es ist sicher ein interessantes Betätigungsfeld. Jedoch sollte man das auch nicht überbewerten. Interessant finde ich, wie das Thema über die Jahre immer wieder in der Imkerschaft kursiert und mit der gleichen Sicherheit auch wieder verschwindet, um nach Jahren wieder aufzutauchen.
Mindestens ebenso stichhaltig ist die Vermutung, dass ein Vierbeiner die Bienen gereizt hat. Über die Lernfähigkeit der Bienen weiß man mittlerweile Erstaunliches (siehe bienen&natur 12/2022, S. 32 ff.). Wilhelm Buschs Frage, ob Bienen ihren Herrn erkennen, würde man heute ganz anders beantworten als noch vor wenigen Jahren.
Stechervolk durch Imkerverhalten
Nach meinen hunderten von Besuchen fremder Bienenstände hatte ich immer wieder den Eindruck, am Verhalten der Bienen erkennen zu können, ob der Imker eher ängstlich in Bezug auf das Gestochenwerden ist. Wenn sich die Bienen „alles erlauben“, dann hat das eine Ursache. Es könnte aber auch einfach daran liegen, dass jemand, der mit Vollschutz an den Bienen arbeitet, weniger behutsam ist und auch beim Selektieren weniger darauf achtet, dass die Völker sanftmütig sind – sprich Stecher weniger schnell ausscheidet.
Da wir voraussetzen, dass Herr Pfeil an alle Bienenstände in gleicher Weise nach guter fachlicher Praxis herangeht, müssen äußere Faktoren eine Rolle spielen. Ohne den Beitrag von Herrn Weber hätte ich vielleicht auf eine besondere Tracht getippt, die an dem fraglichen Standort vorherrscht. Aber spätestens nach dieser Tracht hätten sich die Bienen ja wieder beruhigen müssen.
Da Herr Pfeil den problematischen Bienenstand nicht mehr nutzt, könnte im Nachhinein nur noch ein Wünschelrutengänger den ersten beiden Vorschlägen nachgehen. Ob sich der mutmaßliche Fuchs (oder Waschbär, oder Marder) nach Zurückstellen der Bienen wieder für sie interessiert, ist zumindest ungewiss.
von Armin Spürgin
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