Varroabehandlung: Verschiedene Methoden gegen die Milbe

Es gibt unterschiedliche Wege der Varroabehandlung: Imker können die Milben biotechnisch bekämpfen oder die Bienen mit organischen Säuren, mit Thymol oder mit synthetischen Wirkstoffen behandeln. Wir geben eine Übersicht.

Es gibt unterschiedliche Wege der Varroabehandlung: Man kann den Milbendruck mit biotechnischen Maßnahmen dämpfen, die Bienen mit Säuren behandeln, aber auch synthetische Wirkstoffe verwenden. Fotos: Boris Bücheler, Ute Schneider-Ritter, Jürgen Schwenkel
Verschiedene Wege der Varroabehandlung: Man kann den Milbendruck mit biotechnischen Maßnahmen dämpfen, die Bienen mit Säuren behandeln, aber auch synthetische Wirkstoffe verwenden. Fotos: Boris Bücheler, Ute Schneider-Ritter, Jürgen Schwenkel

Die Varroamilbe ist wohl der größte Feind unserer Bienen: Sie vermehrt sich in der Bienenbrut, beißt die Larven an und verbreitet so Viren. Daran können die Bienen dann sterben. Um dies zu verhindern, müssen wir Imker die Bienen gegen die Varroa behandeln – denn ohne Varroabehandlung überleben die meisten Völker nicht.

Mehr zum Verhalten der Milben: So schadet die Varroamilbe den Bienen

Biotechnische Varroabehandlung

Beim Wort Varroabehandlung denken die meisten Imker an Ameisensäure und Oxalsäure. Dabei lassen sich die Milben auch mit biotechnischen Tricks bekämpfen – dafür muss man verstehen, wie sich die Milben verhalten und vermehren. So kann man bereits früh im Jahr Milben reduzieren und eliminieren.

Drohnenbrut schneiden
Wer die Varroamilbe bereits im Frühjahr bekämpfen will, kann den Bienen Drohnenbrut entnehmen. Denn hier halten sich die Milben besonders gern auf. Der Baurahmen bremst zudem die Schwarmstimmung, ist ein Stimmungsbarometer und spendet frisches Wachs.

Hier gibt es eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Drohnenbrutentnahme:
Drohnenrahmen schneiden – Varroa bekämpfen und Wachs ernten

Brutwaben schröpfen und Ableger bilden
Viele Imker schröpfen ihre Völker im Frühjahr gerne zur Schwarmvorbeugung und machen mit den Brutwaben Ableger. Doch die Ableger sind auch nützlich zur Varroabekämpfung: Mit der Brut entnimmt man den Völkern auch die darin sitzenden Milben. Die Ableger kann man später gut mit Oxal- oder Milchsäure behandeln.

Hier gibt es eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Ablegerbildung:
Ableger bilden – Junge Völker für die Zukunft

Schwarm vorwegnehmen
Wenn ein Bienenvolk schwärmt, haben sowohl der Schwarm als auch das zurückbleibende Volk eine Brutpause – die Milben können sich in dieser Zeit nicht in der Brut vermehren. Wer den Schwarm vorwegnimmt, gönnt den Bienen also eine Brutpause und dämpft die Entwicklung der Varroapopulation ab.

Hier gibt es eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Schwarmvorwegnahme:
Schwarm vorwegnehmen – so geht‘s

Bannwabenverfahren

Hier sperrt man die Königin mit einer Wabentasche auf eine Wabe, die Bannwabe. So lockt man die Milben an: Sie müssen nun alle auf diese Wabe, wenn sie sich weiter vermehren wollen. Bevor die Bienen dieser Wabe schlüpfen, entnimmt man sie – und mit ihr einen Großteil der Milben.

Totale Brutentnahme
Im Sommer sitzen die meisten Varroamilben in der Brut. Wenn man den Bienen also im Sommer ihre Brut nimmt, befreit man sie von einem Großteil der Milben. Die Brut kann man in Brutscheunen schlüpfen lassen und damit Kunstschwärme bilden. Ist sie stark von Milben befallen, sollte man sie aber besser ausschmelzen.

Hier gibt es eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur vollständigen Brutentnahme:
Totale Brutentnahme – Varroabekämpfung und Bauerneuerung

Königin käfigen - Brutstopp erzwingen
Wer eine Brutpause will, muss nicht unbedingt einen Schwarm vorwegnehmen. Es reicht auch, die Königin drei Wochen in einen Käfig zu sperren – so kann sie keine Brut mehr anlegen. Die Milben können sich währenddessen nicht mehr vermehren, und der Imker kann mit Milch- oder Oxalsäure behandeln, wenn das Volk brutfrei ist.

Hier gibt es eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Königinnen-Käfigen:
Königin käfigen – Brutstopp erzwingen

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Varroabehandlung mit organischen Säuren

Trotz biotechnischer Varroabekämpfung brauchen Imker überwiegend auch chemische Mittel. Hierfür verwendet man gerne organische Säuren. Ihre Vorteile: Die Milben werden nicht resistent und sie bilden keine Rückstände in Wachs und Honig. Dabei können die organischen Säuren auch ergänzend zu biotechnischen Maßnahmen eingesetzt werden.

Ameisensäure: Wirkt auch in der Brut
Der größte Vorteil der Ameisensäurebehandlung ist, dass sie auch in der Bienenbrut wirkt und dort Milben tötet. Dazu muss die Ameisensäure im Bienenstock verdunstet werden. Hierfür gibt es unterschiedliche Varianten: Den Nassenheider-Verdunster oder den Liebig-Dispenser.

Hier gibt es mehr Infos zur Ameisensäurebehandlung:
Mit Ameisensäure gegen die Varroa behandeln

Oxalsäure: Winterbehandlung bei brutfreien Völkern
Die Oxalsäure wirkt nicht in der verdeckelten Brut. Deshalb wendet man diese Varroabehandlung dann an, wenn die Bienen brutfrei sind. Im Winter träufelt man die Oxalsäure über die Bienen, im Sommer kann man brutfreie Ableger oder Kunstschwärme damit besprühen.

Hier gibt es eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Winterbehandlung: Oxalsäurebehandlung im Winter – so geht’s

VarroMed: Ganzjährig behandeln
VarroMed ist ein fertiges Präparat, dass Oxalsäure-Dihydrat 4,4% enthält. Ein Vorteil ist, dass es mehrfach und ganzjährig geträufelt werden darf. Auch noch im Frühjahr, kurz bevor man die Honigräume aufsetzt.

Hier gibt es eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Varroabehandlung mit VarroMed: VarroMed – gegen Varroa behandeln

Milchsäure sprühen - bei Schwärmen und Ablegern
Bienenvölker ohne Brut, also Schwärme und Ableger, kann man im Sommer mit Milchsäure 15 % ad us. vet. behandeln. Dabei sprüht man die Bienen mit der Milchsäure ein. Bei der Winterbehandlung sollte man besser Oxalsäure träufeln, da man für eine Milchsäure-Sprühbehandlung das Volk im Winter bei den kalten Temperaturen auseinanderreißen muss.
Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Eingriffe zur Varroabehandlung empfohlen. Anfangs reichte eine Winterbehandlung, heute wird mehrmals im Jahr behandelt: Im Winter mit Oxalsäure, im Sommer oft mit Ameisensäure, dazu kommen biotechnische Maßnahmen wie die Brutentnahme, bereits während der Trachtzeit. Graphik: aus Wolfgang Ritter, Gute imkerliche Praxis, Ulmer Verlag
Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Eingriffe zur Varroabehandlung empfohlen. Anfangs reichte eine Winterbehandlung, heute wird mehrmals im Jahr behandelt: Im Winter mit Oxalsäure, im Sommer oft mit Ameisensäure, dazu kommen biotechnische Maßnahmen wie die Brutentnahme, bereits während der Trachtzeit. Graphik: aus Wolfgang Ritter, Gute imkerliche Praxis, Ulmer Verlag

Ätherische Öle: Behandeln mit Thymol

Es wird davon ausgegangen, dass Thymol das Nervensystem der Milben schädigt. Ein Vorteil ist, dass es über einen längeren Zeitraum wirkt, dafür nur bei niedrigem oder mittlerem Varroabefall. In Deutschland sind folgende Thymol-Präparate zugelassen: Apiguard, Thymovar und ApiLife Var.

Synthetische Wirkstoffe

Früher machten viele Imker ihre Winterbehandlung mit Perizin, das den Wirkstoff Coumaphos enthält. Die Milben wurden aber irgendwann resistent gegen das Gift, außerdem hinterließ es Rückstände im Wachs. Perizin ist mittlerweile nicht mehr auf dem Markt, dafür gibt es andere synthetische Gifte. Die Problematik von Resistenzen und Rückständen besteht aber auch hier.

Flumethrin
Synthetische Pyrethroide wirken als Kontaktgift gegen Insekten und Milben. Bei den Varroamilben stören sie das Nervensystem, lösen Koordinationsstörungen aus und töten sie schließlich. Ein Problem ist, dass die Varroamilben schnell resistent gegen den Wirkstoff werden können. In Deutschland ist es in den Präparaten Bayvarol und PolyVar Yellow von Bayer zugelassen.
Amitraz
Amitraz ist ebenfalls ein Nervengift, an dem die Varroamilben bei Kontakt sterben. Doch auch Amitraz kann zu Resistenzen bei den Milben führen, zudem können sich in Honig und Wachs Rückstände anreichern. Enthalten ist es in den Produkten Apitraz und Apivar.

von Boris Bücheler

Ableger richtig füttern