Wann ist mein Honig reif? Tipps für trockenen Honig

Imker sollten Honig erst schleudern, wenn er reif ist, also einen geringen Wassergehalt hat. Doch wann ist das der Fall und wie erkenne ich reifen Honig?

Bevor man Honig schleudert, sollte man sicherstellen, dass er reif ist. Sind die Honigwaben voll verdeckelt, ist das ein gutes Zeichen. Foto: Boris Bücheler
Bevor man Honig schleudert, sollte man sicherstellen, dass er reif ist. Sind die Honigwaben voll verdeckelt, ist das ein gutes Zeichen. Foto: Boris Bücheler

Die Bienen tragen keinen fertigen Honig ein – sondern Nektar oder Honigtau, den sie in der Natur sammeln. Im Stock verarbeiten sie diese Rohstoffe dann zu Honig: Sie geben Enzyme zu und trocknen den Nektar, indem sie ihm Wasser entziehen.
Bei einem hohen Wassergehalt können sich Mikroorganismen gut vermehren, der Zucker konserviert hingegen. Die Bienen schützen ihre Vorräte also, indem sie sie trocknen. Ansonsten würden sie schnell verderben.
Diese Gefahr besteht auch, wenn der Imker Honig zu früh und daher zu nass erntet. Die Honigverordnung besagt deshalb, dass Honig, der verkauft wird, reif sein und unter 20% Wassergehalt haben muss (es gibt auch Ausnahmen, beispielsweise bei Heidehonig). Wer seinen Honig im D.I.B.-Glas vermarktet, hat noch strengere Auflagen: Hier darf der Honig höchstens 18% Wassergehalt haben. Doch auch solche Honige können noch verderben und gären, wenn sie zu warm und zu lange gelagert werden. Deshalb sollte man Honig möglichst trocken ernten.

Wie sehe ich, ob der Honig reif ist?

  • Waben verdeckelt: Sobald der Honig reif ist, verdeckeln die Bienen die Zellen. Deshalb kann man sich relativ sicher sein, dass der Honig reif ist, wenn die Waben komplett oder mindestens zu zwei Dritteln verdeckelt ist. In Ausnahmefällen kann aber auch in verdeckelten Waben unreifer Honig sein. Doch auch das Gegenteil kann der Fall sein: Vor allem bei Sommer- und Läppertrachten ist der Honig auch oft schon reif, obwohl die Wabe noch nicht verdeckelt ist.
  • Spritzprobe: Bei der Spritzprobe nimmt man eine unverdeckelte Wabe, hält sie horizontal und reißt sie ruckartig nach unten. Wenn bei diesem Schütteln Nektar aus der Wabe spritzt, ist der Honig noch zu nass und nicht reif. Für die Spritzprobe nimmt man gerne Randwaben. Denn hier tragen die Bienen meist den frischesten Nektar ein. Wenn hier nichts spritzt, sind die zentralen Waben auch gut. Doch Achtung: Auch Honig, der nicht spritzt, kann über 18% Wassergehalt haben.
  • Mit Refraktometer messen: Den genauen Wassergehalt ermittelt man mit einem Refraktometer (Zum Artikel: Refraktometer eichen und Wassergehalt messen). Doch am Bienenstand ist es oft aufwändig, mehrere Proben zu nehmen. Zudem kann man mit dem Refraktometer auch nur einzelne Stichproben testen. In den Zellen kann der Honig einen unterschiedlichen Wassergehalt haben. So auch später im Eimer: Oben hat der Honig oft einen höheren Wassergehalt als unten.
  • Fließverhalten: Der Honig muss zäh aus der Schleuder in das Sieb oder den Eimer fließen. Dabei sollte sich der Honig aufschichten und einen Kegel bilden, der etwa drei Zentimeter hoch ist. Fließt der Honig wie Wasser aus der Schleuder und bildet sogar einen Trichter, ist er zu nass.

Wie ernte ich trockenen Honig?

  • Honig morgens entnehmen: Man sollte den Honig immer morgens entnehmen. Denn über die Nacht haben die Bienen keinen frischen Nektar eingetragen und konnten den Honig trocknen. Bienenfluchten sollte man deshalb auch immer früh morgens einsetzen. Oft sind die Honigräume dann schon abends bienenfrei.
  • Nach Regen: Wenn das Wetter ein paar Tage schlecht war und die Bienen keinen frischen Nektar eintragen konnten, ist der Honig meist reif. Die Bienen hatten dann genug Zeit, um den Honig zu trocknen.
  • Bodenschieber auf: Sobald man die Honigräume aufsetzt, sollte der Bodenschieber raus. So kann die Luft besser zirkulieren, wenn die Bienen den Honig trocknen. Dann ist die Luftfeuchtigkeit im Stock geringer. Zudem vermehren sich die Wachsmotten im Sommer bei geschlossenem Schieber schnell.
  • Trockener Standort: Auch der Ort des Bienenstands ist wichtig. Ist es dort oft neblig und somit feucht, ist das nicht gut. Denn die Bienen brauchen von außen ständig trockene Luft, die wieder Feuchtigkeit aus dem Honig aufnehmen kann. Ist die Luft dann mit Feuchtigkeit gesättigt, ventilieren die Bienen sie hinaus und ziehen wieder trockene Luft in den Stock.
  • Raum anpassen: Die Bienen trocknen den Honig besser, wenn sie dicht auf den Waben sitzen. Wer kaum Bienen in den Honigräumen hat, tut sich schwer, reifen Honig zu ernten. Deshalb sollte man nicht inflationär Honigräume aufsetzen, sondern nur, wenn es auch honigt. Hier muss man je nach Volk einen guten Mittelweg finden, denn: Haben die Bienen es zu eng, bekommen sie eher den Schwarmtrieb (siehe: Schwarmverhinderung – verschiedene Methoden).
  • Starke Völker: Wie wird der Honig überhaupt verarbeitet? Flugbienen bringen Nektar oder Honigtau in den Stock. Dort übergeben sie ihn an Stockbienen, die ihn mit Enzymen anreichern und ihm Wasser entziehen. Je öfter die Bienen sich den Honig übergeben, desto weniger Wassergehalt hat er später. Deshalb haben starke Völker mit vielen Bienen nicht nur mehr, sondern auch trockeneren Honig.
  • Trockener Schleuderraum: Honig ist hygroskopisch, er zieht also Feuchtigkeit an. Deshalb ist es besonders ärgerlich, wenn man den Bienen reifen Honig entnimmt und dieser dann im Schleuderraum Wasser zieht. Die Luftfeuchtigkeit sollte dort unter 55% liegen. Hier kann ein Luftentfeuchter helfen, die Luft herunterzutrocknen.
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Was tun, wenn der Honig noch zu nass ist?

Wenn die Honigwaben bei der Kontrolle noch nicht verdeckelt sind oder noch spritzen, kann man sie einfach im Volk lassen und abwarten bis der Honig reif ist. Bemerkt man erst im Schleuderraum, dass der Honig in den Waben noch zu nass ist, kann man die Waben den Bienen nochmal einhängen. Wer feststellt, dass auch verdeckelter Honig noch zu nass ist, kann die Waben abdeckeln und sie ebenfalls nochmal als Honigraum aufsetzen. Ein starkes Volk kann dann den Honig nochmal trocknen und verdeckeln. Ist der Honig schon geschleudert im Eimer und viel zu nass, kann man ihn einfach über ein Futtergeschirr den Bienen geben. Sie tragen ihn dann wieder in die Waben um, trocknen und verschließen ihn. Um den Bienen die Arbeit zu erleichtern, kann man ein Viertel Wasser zugeben und die Lösung verrühren. So können die Bienen das Gemisch einfacher lösen.

Mehr Infos: Honig hat zu hohen Wassergehalt – was tun?

von Boris Bücheler und Bruno Binder-Köllhofer

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