Die Varroamilbe beschäftigt uns Imker schon seit Jahrzehnten, denn: Wenn wir unsere Bienen nicht behandeln, sterben sie an den Milben und an Viren. Doch es müssen nicht immer chemische Medikamente sein, auch biotechnische Varroabekämpfung kann uns helfen, mit der Varroa zurechtzukommen. Dabei hilft ein Blick auf die Natur: Schwärmen die Bienen, haben sie eine Brutpause und deshalb weniger Probleme mit den Milben. Dieses Phänomen machen wir uns zunutze, indem wir den Bienen bewusst Brutpausen gönnen. Merken die Bienen, dass ihre Brut zu sehr mit Varroamilben belastet ist, lassen sie die Brut teilweise zurück und schwärmen aus. “Notschwarm” nennt man diesen Vorgang. Doch auch wir Imker können die Bienen von den Milben befreien, indem wir ihnen einen Teil oder die vollständige Brut nehmen.
Wir stellen folgende biotechnischen Verfahren vor:
- Drohnenbrut schneiden
- Schröpfen und Ableger bilden
- Schwarm vorwegnehmen
- Totale Brutentnahme
- Königin käfigen
Drohnenbrut entnehmen – Milben eliminieren
- So geht’s: Die Varroamilben bevorzugen Drohnenbrut, da sie sich in ihr besser vermehren können. Wer die Bienen in einem Baurahmen Drohnen erbrüten lässt und den Drohnenrahmen dann vor dem Schlupf der Drohnen entnimmt, beseitigt bereits im Frühjahr viele Milben.
- Der Effekt: Als Imker kann man bereits im Frühjahr den Varroadruck reduzieren. Denn aus einer Milbe im März können bis in den Spätsommer bis zu 400 Milben entstehen.
- Vorsicht: Wer den Drohnenrahmen nicht pünktlich entnimmt, vermehrt Milben, anstatt sie zu reduzieren. Außerdem brauchen die Bienen viel Energie für den Baurahmen – darunter leidet auch der Honigertrag.
- Wann? Einen Baurahmen kann man bereits im März einhängen, wenn die Bienen anfangen zu bauen. Die Hauptmonate sind April und Mai, ab Juni legen die Bienen dann nur noch ungern Drohnenbrut an.
Hier geht’s zur Schritt-für-Schritt-Anweisung zum Drohnenrahmen-Schneiden: Drohnenrahmen – Varroa bekämpfen und Wachs ernten
Schröpfen: Mit Brutwaben Ableger bilden
- So geht’s: Mit Brutwaben der Wirtschaftsvölker kann man Ableger bilden. Diese wachsen dann über den Sommer zu eigenständigen Völkern heran. Wenn man schröpft, schwächt man das Volk zudem bewusst etwas. So kommen die Bienen weniger schnell in Schwarmstimmung.
- Der Effekt: Indem man Brutwaben entnimmt, entnimmt man automatisch auch die Milben, die in der Brut sitzen, und reduziert somit die Milbenanzahl im Muttervolk. Die Ableger starten mit einer geringen Milbenanzahl und sind eine gute Sicherheit, falls Wirtschaftsvölker den Winter nicht überleben sollten.
- Vorsicht: Beim Entnehmen der Brutwaben immer checken, dass die Königin nicht darauf sitzt. Wenn man zu früh und zu viele Brutwaben entnimmt, sind die Völker in einer möglichen Spättracht nicht mehr so stark und man kann weniger Honig ernten.
- Wann? Brutwaben kann man ab April entnehmen, wenn die Völker stark sind. Typischerweise bildet man Ableger im Mai, ab Juni sollte man sie dann mit mehr Brutwaben bilden, damit sie stark genug einwintern können.
Schwarm vorwegnehmen – Brutpause schaffen
- So geht’s: Wer wesensgemäß imkert, seine Bienen aber nicht schwärmen lassen will, kann den Schwarm vorwegnehmen, sobald sie schwärmen wollen. Dabei entnimmt man die alte Königin mit einem Teil der Bienen und simuliert so einen Schwarm. Im alten Volk lässt man eine Schwarmzelle stehen oder gibt den Bienen eine Edelzelle.
- Der Effekt: Bis die neue Königin legt, hat das Volk eine Brutpause von bis zu zwei Wochen. In dieser Zeit können sich die Milben auch nicht vermehren. Den Schwarm kann man gleich zu Beginn, wenn er noch keine Brut hat, mit Milch- oder Oxalsäure behandeln.
- Vorsicht: Wer den Schwarm vorwegnehmen will, muss zuerst die Königin finden. Doch die wird von den Bienen kurz vor dem Schwärmen auf Diät gesetzt, damit sie besser fliegen kann. Dann ist sie abgemagert und man übersieht sie beim Suchen häufig.
- Wann? Sobald ein Volk verdeckelte Schwarmzellen hat. Das ist meist im Mai, oft auch noch im Juni.
Totale Brutentnahme: Bienen von Milben in der Brut befreien
- So geht’s: Da im Sommer die meisten Milben in der Brut sitzen, kann man die Bienen entlasten, indem man ihnen die vollständige Brut nimmt. Ist diese stark belastet, sollte man sie direkt einschmelzen. Ansonsten kann man die Brut in Brutscheunen schlüpfen lassen, die Bienen mit Oxalsäure behandeln und Kunstschwärme machen.
- Der Effekt: Selbst stark Varroa-belastete Völker kann man im Sommer mit dieser Maßnahme retten. Denn mit der Brut entnimmt man nicht nur die Milben, sondern auch eventuell erkrankte Jungbienen. Wenn diese bereits mit Viren belastet sind, sind sie auch kurzlebiger und eher eine Last für das Bienenvolk. Dann kann es für die Bienen eine Befreiung sein, ohne Varroabelastung noch einmal gesunde Winterbienen zu erbrüten. Deshalb ist sie eine sehr effiziente Methode der biotechnischen Varroabekämpfung.
- Vorsicht: Diese Methode ist aufwendig und man braucht viel Material, da man die Völker teilt.
- Wann? Eine vollständige Brutentnahme macht man in der Regel kurz vor Trachtende oder beim Abschleudern, also im Juli. Wird es zu spät, schaffen es die Bienen kaum mehr, ein überwinterungsfähiges Volk aufzubauen.
Hier geht’s zur Schritt-für-Schritt-Anweisung zur totalen Brutentnahme: Totale Brutentnahme – Varroabekämpfung und Bauerneuerung
Biotechnische Varroabekämpfung: Die Königin käfigen
- So geht’s: Man sperrt die Königin für drei Wochen in einen Käfig, so kann sie keine Brut mehr anlegen.
- Der Effekt: Die Milben können sich während der Brutpause nicht mehr in der Brut vermehren. Wenn das Volk nach drei Wochen brutfrei ist, kann man es außerdem mit Milch- oder Oxalsäure behandeln. Zudem kann man die Altwaben austauschen, wenn sie keine Brut mehr enthalten.
- Vorsicht: Manche Völker mögen es nicht, wenn ihre Königin plötzlich nicht mehr legt. Dass kann dazu führen, dass die Bienen Nachschaffungszellen ziehen und im Extremfall die Königin abstechen.
- Wann? Den Brutstopp macht man im Sommer, vor allem im Juni und Juli, in Ausnahmefällen auch noch im August.
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