16. August 2023

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Offenes Kunstschwarmverfahren – so geht‘s

Mit dem offenen Kunstschwarmverfahren kann man Völker mit Amerikanischer Faulbrut sanieren. So müssen sie nicht getötet werden.
Um ein Bienenvolk von der AFB zu sanieren fegt man das Volk von den Waben ab und bildet einen offenen Kunstschwarm. Kontaminierte Beutenteile kann man dann einfach desinfizieren.
Die Amerikanische Faulbrut ist eine ansteckende Bienenseuche, die zum Tod des Bienenvolkes führt. Da sich das Bakterium über Dauersporen vermehrt, sind sowohl Honig, Brut und Wachs, als auch die Beute und Rähmchen kontaminiert. Sogar Futter in der Honigblase kann mit Sporen verseucht sein. Früher wurde deshalb das ganze Volk samt Beute vernichtet. Mittlerweile hat sich das Offene Kunstschwarmverfahren als Faulbrutsanierung etabliert – das Volk bleibt dabei erhalten.

Wie funktioniert das offene Kunstschwarmverfahren?

Ziel des offenen Kunstschwarmverfahrens ist es, alle Dauersporen der Amerikanischen Faulbrut (AFB) aus dem Volk zu entfernen. Dazu muss man die gesamte Beute und Rähmchen entweder vernichten oder gründlich desinfizieren. Waben, Brut und Honig muss der Imker ebenfalls entsorgen. Kontaminierter Honig ist für den menschlichen Verzehr unbedenklich – an andere Bienen darf man ihn jedoch nicht mehr verfüttern. Wachs aus befallenen Völkern muss als Seuchenwachs gekennzeichnet werden.
Mit dem Kunstschwarmverfahren kann man außerdem auch den kontaminierten Honig aus Honigblase der Bienen unschädlich machen. Dazu müssen die Bienen so lange hungern, bis sie den kompletten Inhalt der Honigblase aufgebraucht haben, damit sie ihn nicht an die Larven verfüttern können. Das Bakterium befällt nämlich nur die Brut – ausgewachsene Bienen sind immun.

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Was brauche ich für das offenen Kunstschwarmverfahren?

  • Pro Volk je zwei Magazine oder Kunstschwarmbox
  • Saubere Rähmchen mit Wachsleitstreifen
  • Feste, bienendichte Müllbeutel
  • Imkerwerkzeug (Wabenfeger, Stockmeißel, Smoker)
  • Futter (Futterteig, Futtersirup)
  • Königinnenkäfig
  • Trichter für abgefegte Bienen
  • Helfer

Schritt für Schritt

  • Königin: Die Königin kann der Imker einen Tag vor dem offenen Kunstschwarmverfahren käfigen, um sich Arbeit zu ersparen.
  • Bienenstand: Man behandelt alle Völker eines Standes gleichzeitig, da es durch Räuberei und Verflug sonst zu einer erneuten Infektion kommen kann.
  • Abfegen: Alle Bienen eines Volkes werden in eine Kunstschwarmbox oder ein leeres Magazin gefegt. Ein großer Trichter ist dabei hilfreich. Ein Kunstwarm sollte etwa 2,5 – 3,5 Kg wiegen. Hat das Volk zu wenig Bienenmasse, vereinigt man es mit einem anderen. Die Königin hängt gekäfigt im Kasten.
  • Entsorgung: Alle Waben, Rähmchen und Beutenteile in Müllbeuteln bienendicht verschließen und abtransportieren. Die Waben und Rähmchen schmilzt man ein oder verbrennt sie.
  • Desinfizieren: Holzbeuten flammt man mit einem Brenner gründlich ab, bis das Holz eine dunkle Farbe annimmt und leicht qualmt. Alternativ desinfiziert man sie, wie Styroporbeuten, in 3%iger, kochender Äznatronlauge.
  • Offener Kunstschwarm: Das Flugloch des Kunstschwarms bleibt geöffnet. Man gibt dem Volk einige Oberträger mit Wachsleitstreifen, an denen sie bauen können.
  • Hungerphase: Das Bienenvolk muss jetzt hungern, bis es den gesamten kontaminierten Honig in der Honigblase aufgebraucht hat. Man entnimmt jeden Tag den Wabenbau des Volkes, bis es nicht mehr baut. Das dauert in der Regel drei bis fünf Tage und ist abhängig von der Trachtsituation und dem Wetter. Wenn keine Tracht oder Flugwetter herrscht, ist der Vorrat schneller aufgebraucht. Erkennt der Imker das nicht, verhungern die Bienen beim offenen Kunstschwarmverfahren.
  • Umsetzen: Bauen die Bienen nicht mehr, können sie in eine desinfizierte Beute mit Mittelwänden umziehen. Dazu setzt man die desinfizierte Zarge auf die verseuchte auf. Später, wenn die Bienen eingezogen sind, tauscht man die kontaminierten Beutenteile aus. Die Königin kann man unter Futterteigverschluss einhängen. Die frei gewordene Beute desinfiziert man.
  • Einfüttern: Das Volk kann man jetzt mit kleinen, flüssigen Futterportionen einfüttern. Dabei bleibt das Flugloch klein, um Räuberei zu verhindern.

Wann kann das offene Kunstschwarmverfahren angewendet werden?

Welche Maßnahmen zur Faulbrutsanierung eingesetzt werden, entscheidet das zuständige Veterinäramt. Das offene Kunstschwarmverfahren nutzt man nur, wenn der Imker auch die nötigen imkerlichen Fähigkeiten für die Umsetzung hat.
Des Weiteren müssen alle benötigten Materialien, zur Kunstschwarmbildung und Desinfizierung vorhanden sein. Einige Landesverbände haben extra dafür ein mietbare Bienengesundheitsmobil. Außerdem muss der Imker genug Zeit für die Behandlung haben. Für das Offene Kunstschwarmverfahren müssen die Bienenvölker eine noch akzeptable Größe haben.

Vorteile des offenen Kunstschwarmverfahrens

  • Arbeitsaufwand: Der Arbeitsaufwand im Vergleich zum geschlossenen Kunstschwarmverfahren ist deutlich geringer. Außerdem haben die Bienen bei offenem Flugloch weniger Stress.
  • Wirksamkeit: Mittlerweile wurde die sichere Wirkung des offenen Kunstschwarmverfahrens oft erprobt. Es ist das gängige Verfahren zur Faulbrutsanierung.
  • Erhalt des Bienevolkes: Das offene Kunstschwarmverfahren kann das Bienenvolk und die Beute vor der sonst nötigen Vernichtung retten.