05. Juni 2020

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Vermehrt Bienen an Paralyse-Virus erkrankt

Das Paralyse-Virus CBPV (chronic bee paralysis virus) tritt immer wieder verstärkt in einzelnen Regionen auf. Dr. Marina Meixner vom Bieneninstitut Kirchhain erklärt, was es damit auf sich hat.
Im Boden liegen viele tote Bienen, manche zittern noch und das im Frühjahr. Ein Anzeichen für das Paralyse-Virus.

Frau Dr. Meixner, wie stark verbreitet ist das Paralyse-Virus in Deutschland?

Wir sehen es seit etwa zehn, zwölf Jahren, allerdings mit starken geografischen und zeitlichen Schwankungen. Es trat seit etwa 2008 zunächst im Westen, vor allem im Südwesten von Deutschland auf und verbreitete sich dann nach Norden und Osten.

Und inzwischen ist es flächendeckend verbreitet?

Das kann man so nicht sagen, dazu ist es zu selten. Wir untersuchen im Rahmen des Deutschen Bienen-Monitoring (DeBiMo) regelmäßig Bienenproben auf das Paralyse-Virus, da sehen wir starke Schwankungen von Jahr zu Jahr und von Region zu Region; zum Beispiel haben wir es 2018 in DeBiMo-Proben aus Hessen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gar nicht gefunden.

Also ist es im Grunde kein dramatisches Problem für die Imker?

Wenn es auftritt, dann schon. Aber man weiß eben nicht, wann und wo es auftritt.

Woran erkenne ich, ob mein Volk befallen ist?

Ein erstes Indiz ist starker Totenfall vor dem Flugloch. Dann: Zitternde Bienen, die taumeln, die nicht mehr fliegen oder geradeauslaufen können, die hektisch wirken, die kreiseln oder stark zittern, auch mit den Flügeln zittern. Dazu können kommen: aufgeblähter Hinterleib, Verlust der Haare, auffällige schwarze Färbung – sowie der sogenannte K-Flügel, das bedeutet, dass der Hinterflügel unter dem Vorderflügel nach vorne wegsteht, wodurch die Biene von oben wie ein K wirkt. Je mehr dieser Symptome auftreten, desto sicherer kann man sein.

In vielen Regionen Deutschlands sind Bienenvölker am Paralyse-Virus erkrankt. Die Symptome: Zitternde Bienen und erhöhter Totenfall. Habt ihr das bei euren Bienen auch schon beobachtet? 🐝 Was kann man dagegen tun?

Man kann eigentlich nur versuchen, die Ansteckung innerhalb des Volkes bzw. des Bienenstandes zu erschweren. Das Paralyse-Virus wird im direkten Kontakt von Biene zu Biene übertragen, deshalb tritt die Krankheit am ehesten in jenen Phasen auf, wo die Völker stark wachsen und es im Stock enger wird, also zwischen April und Juni. Also, man kann durch Bildung von Ablegern und Jungvölkern die Bienendichte reduzieren; es kann auch schon helfen, dem Volk etwas mehr Raum zu geben. Wenn man den Platz hat, sollte man betroffene Völker auf einen Quarantänestand wegstellen– aber dann muss man natürlich aufpassen, dass man nicht in die Nähe anderer Bienenstände kommt und die Völker dort ansteckt.

Wie gefährlich ist das Paralyse-Virus für die Bienen?

Für die einzelne Biene, die befallen ist, ist es in der Regel tödlich. Das Virus befällt das Nervensystem, besonders das Gehirn. Wenn man die beschriebenen Symptome sieht, ist das Nervensystem der Biene bereits betroffen. Das Volk als Ganzes kann es überleben und sich erholen, wenn nicht zu viele Bienen betroffen sind. Im Extremfall aber kann auch die Entscheidung stehen, es abzutöten.

Kann der Bienensachverständige dabei helfen?

Das ist ja regional unterschiedlich geregelt – aber ich denke, in den meisten Fällen wird der BSV helfen können, sowohl bei der Diagnose als auch bei der Frage, wie man mit dem Volk verfährt.