Frage: Mit Interesse habe ich den Beitrag „Nur nicht abhauen lassen“ in Ausgabe 05/2005 von Dr. Gerhard Liebig gelesen. Ich habe das Thema Schwarmverhinderung auch zur Diskussion in einer Imkerversammlung gestellt, da ich als Jung-Imker noch viel zu lernen habe. Meine Imkerkollegen mit langjähriger Berufserfahrung meinten nun, zu einer Schwarmverhinderung gehöre selbstverständlich auch das Flügelschneiden der Königin. Zu diesem Thema habe ich weder im Beitrag noch im Buch „Einfach imkern“ etwas gefunden. Für eine verständliche Darstellung Ihrer Ansicht wäre ich sehr dankbar.
Fr.-Wilhelm Große-Wöhrmann
33739 Bielefeld
Antwort:
Nicht nur für Bruder Adam ist das Flügelstutzen der Königin eine wichtige Maßnahme, um dem Verlust von Schwärmen vorzubeugen. Bei den während der Schwarmzeit wöchentlich anfallenden Völkerkontrollen kann ein Fehler (Nichterkennen von Schwarmstimmung, Übersehen von Schwarmzellen) bei der nächsten Kontrolle noch ausgebügelt werden, wenn man ihn nicht wiederholt. Da die flugunfähige Königin dem Schwarm nicht auf den ausgesuchten Baum folgen kann, kehren die Schwarmbienen zurück (in manchen Fällen gesellen sie sich zur im Gras liegenden oder unter den Unterboden gekrochenen Königin) und warten in der Beute ab, bis der Imker kommt und die Schwarmzellen zerstört. Wenn das nicht (rechtzeitig) geschieht, zieht der Schwarm nochmals aus und nimmt dabei die zuerst schlüpfende Jungkönigin (vielleicht auch einige ihrer Schwestern) und sehr viel mehr Bienen mit als beim ersten Mal.
Ich wende diese Methode nicht an, weil ich sie bei mir nicht für notwendig halte – siehe oben genannten Beitrag im Maiheft 2005. Wichtig: Beim Auftreten von Schwarmzellen haben die Schwarmkontrollen unbedingt im Abstand von sieben Tagen zu erfolgen. Im Übrigen ist der beim Flügelschneiden zurückgekehrte Schwarm zwar nicht verloren, doch ist sein Sammeleifer vorerst erloschen. Dieser erwacht erst wieder, wenn das Volk eine Eier legende Königin hat. Bis dahin können mehr als zwei Wochen (und die Tracht) vergehen. Vielleicht sollte auch einmal geprüft werden, ob sich das Flügelstutzen der Königin auf ihre Legeleistung und auf die Neigung der Völker zur stillen Umweiselung auswirkt?
Dr. Gerhard Liebig
immelieb@uni-hohenheim.de