Leserbriefe Betz und Thies zu b&n und Landwirtschaft

Originalfassungen der Leserbriefe zum Thema

„bienen&natur“ und Landwirtschaft

Mit der Kritik, die Landwirtschaft würde in „bienen&natur“ nicht ausgeglichen und wertfrei dargestellt werden, erreichten uns zum Jahreswechsel zwei Zuschriften. Wir haben sie in gekürzter Form im Februarheft veröffentlicht und wollen sie nachfolgend in vollem Umfang zur Diskussion stellen.

Sebastian Betz schreibt: Ich bin begeisterter Imker zugleich Landwirt und Pflanzenbauberater und beziehe die Fachzeitschrift „bienen&natur“. Ich bin immer wieder dankbar, dort Informationen zu finden, die mir als noch relativ unerfahrenen Imker fachlich weiterhelfen. Leider muss ich immer häufiger feststellen, dass dort sehr viel fachlich unkorrekte Beiträge erscheinen, die in sich in irgend einer Weise gegen die „böse“ Landwirtschaft richten.

Das beginnt beispielsweise beim Thema Glyphosat. Bereits auf der 3. Seite der neuesten Ausgabe geht es um dieses Negativthema. Zusätzlich ein zwielichtiger Aufruf zur Demo begleitend zur Grünen Woche.

Weiterhin ein Beitrag von Prof. Dr. Randolf Menzel in dem die Landwirte wieder ins Negativlicht gerückt werden… (Stichwort Monokulturen… aus fachlicher Sicht Quatsch, es gibt sehr wenig Monokulturen, gemeint sind hier vermutlich Reinkulturen).

Ich bin wirklich sehr enttäuscht von der fachlichen Korrektheit ihrer Beiträge. Da ich selbst Landwirt bin, ist das doch das beste Beispiel, dass sich moderner Pflanzenschutz und Imkerei in keinster Weise ausschließen!! Es gibt selbstverständlich unter den Landwirten schwarze Schafe, das steht fest. Das sollte Sie aber nicht davon abhalten, ihre Beiträge faktenhinterlegt zu veröffentlichen und nicht auf Meinungen und Stimmungen zu setzen.

Wieso kann nicht einmal ein Beitrag erscheinen, in dem Pflanzenschutzmittel nüchtern betrachtet werden, warum man Sie einsetzt und welche Zulassungsvoraussetzungen herrschen?

Es ist wahnsinnig erschreckend welche Irrglauben und wilde Argumente gegen Glyphosat im Raum stehen.  Mancher meint, dass dieses Herbizid in jeder Kultur und am besten noch täglich in rauen Mengen appliziert wird. Womöglich lacht der Landwirt dabei noch und freut sich über die toten Bienen, die sofort umfallen, wenn sie ein Pflanzenschutzgerät überhaupt schon sehen.

Sie merken ich übertreibe. Aber solche Sachen werden verbreitet, leider auch in ihrem Magazin.

Ich würde mich freuen, wenn Sie dieses Thema zukünftig etwas kritischer hinterfragen und ihre Beiträge nicht zur Stimmungsmache gegen unsere Nahrungsmittelproduzenten aufrufen.

 

Dr. Ernst-Peter Thies, 83666 Schaftlach, schreibt: Seitdem ich den Imkerfreund und sein Nachfolgeblatt lese, sind Sie stets bemüht, vereinzelte Pflanzenschutzmittelwirkstoffe oder Gruppen an den Pranger zu stellen. Nun gehen Sie mir im letzten Editorial und den Seiten danach viel zu weit. Sie rufen die Leser zu Kritik am Zulassungsverfahren und dem Landwirtschaftsminister auf. Sie haben zwar eine zeitgemäß opportune Meinung aber keine Ahnung von dem Zulassungsverfahren. Sie tun mir leid, wenn Sie sich zum Sprachrohr bestimmter politischer Gruppierungen machen. Sie werden genau das Gegenteil von dem erreichen, was Sie wollen.

Wenn das Landwirtschaftsministerium -sprich BVL, BfR etc- fachliche Gründe hat, in Brüssel ja zu sagen, dann respektiere ich das.   Ob ein Wirkstoff krebserregend ist oder nicht, entscheidet nicht Frau Hendricks und ihr Umweltministerium, sondern das BfR bewertet. Wenn der Genosse Bürgermeister von Hamburg öffentlich behauptet, dass das besagte Herbizid giftig sei, lügt er, es sei denn, er meint damit phytotoxisch.

Die Einstufung der Bienengefährlichkeit war bereits in den 60ern ein Kriterium der Wirksamkeitsbeurteilung von Pflanzenschutzmitteln lange bevor es Umweltauflagen im terrestrisch/aquatischen Bereich gab. Die damals zuständige BBA betrieb in Berlin eine Untersuchungsstelle für Bienenvergiftungen – einmalig in der Welt.

Zu drängen, dass “…die Belange der Blütenbestäuber bei der Zulassung stärker berücksichtigt…” werden sollen, zeugt von Unkenntnis oder Ignoranz, wie z.B. die Ergebnisse (zit. unten) des Deutschen Bienen Monitorings bewusst nicht richtig zu interpretieren:

Während der bisherigen 12-jährigen Laufzeit des DeBiMo wurde insgesamt kein Einfluss der gemessenen Rückstände auf den Überwinterungserfolg nachgewiesen. Aussagen zur Auswirkung von Rückstandsbelastung auf die Bienenvolkentwicklung (FIT BEE Modul 5) können ebensowenig getroffen werden. Eine negative Auswirkung auf die Bienenvölker zeigte sich nicht.

Stattdessen schüren Sie bei allem Respekt und Hochachtung vor der wissenschaftlichen Arbeit von Herrn Prof. Randolf Menzel das Feuer, auf dem die Bio-Suppe gekocht wird. Ich habe seinen Artikel mehrmals gelesen , die entsprechenden Rückstandsergebnisse des letzten DeBiMo eingerechnet, vergeblich nach nicht vorhandener weiterführender Literatur gesucht und bin zum Schluss gekommen, dass für den untersuchten Wirkstoff nur für den genannten Maximalwert 498 ng/g (s. S.64 Tab.23 – warum nicht der Median/ Mittelwert ?) aus dem Jahr 2012 ein Wert von etwa 100ng/Biene (Amme adult Aufnahme von 200 mg Bienenbrot) herauskommt, der das Gedächtnis stören kann. Also sind de facto nur wenige Bienen betroffen und dann auch nur die, welche auf Raps , Obst und Spargel fliegen.

Ihr Aufruf zur Kritik lenkt ab, denn das Drama spielt sich im Stock ab: “..Die Belastung mit dem Bienenparasiten Varroa destructor und die damit verbundenen Viruserkrankungen sind von wesentlich größerer  Bedeutung für die Bienenvölkerverluste während der Wintermonate. Die Auswertungen des DeBiMo weisen darauf hin, dass die Details der Umsetzung der Bekämpfungskonzepte wichtig sind.

Effektive Diagnose- und Kontrollmethoden und praxisnahe Beratungskonzepte im Bereich der Varroabekämpfung sind dringend notwendig, um Überwinterungsverluste zu reduzieren. Unter Umständen ist einigen Imkern der Zusammenhang zwischen Milbenbefall im Sommer und Verlustrisiko nicht bewusst, oder sie unterschätzen die Bedeutung der Spätsommerbehandlung und verlassen sich eher auf die Winterbehandlung, die aber Schädigungen bei der Aufzucht der Winterbienen im August und September nicht mehr rückgängig machen kann…..”

Daran sollten die Imkerorgane vorrangig arbeiten, anstatt auf dem unverzichtbaren Betriebsmittel zum Pflanzenschutz herumzuhacken, das die Biolandwirtschaft genauso einsetzen muss.

Aber es gibt noch mehr für Sie zu tun! Die in Ihrer Redaktion offensichtlich propagierte Wende zur Biolandwirtschaft ist eine Illusion. Sie kann nur einen Bruchteil des Artenschwundes bei Insekten, Wildpflanzen etc kompensieren. Landwirtschaft, egal ob konventionell oder alternativ, greift in die Natur ein. Letztere ist in ihrem doppelten Verbrauch an Landschaft bei gleichem Ertrag sogar kritisch zu beleuchten, ebenso wie der exponentiell höhere Arbeitsaufwand.

Den hart am Existenzminimum arbeitenden konventionellen Bauern vorzuwerfen, nur sie würden am Bienensterben schuld sein, ist frech und naiv. Die kämpfen um ihre Existenz. Sie sterben aus und haben keine andere Lösung als an den meistbietenden Überlebenden zu verkaufen.

Gegen einen Wirkstoff oder die NeoNics zum Kampf aufzurufen, geht am Thema vorbei. Die Industrie entwickelt ständig neue verbesserte Lösungen zum Schutz der Kulturpflanze. Die Biene ist ebenfalls kultiviert worden und der Honig muss vor Pollen des hochgiftigen Kreuzkrautes geschützt werden. Ausreißen, als Sondermüll entsorgen, lässt sich leicht vom DIB sagen. In der Praxis sieht es anders aus. Da steht der Landwirt wieder alleine da. Ihm gehört das Land, die Biene hat die Lufthoheit und Sie die Meinungshoheit. Diese Diskussion fand im Imkerfreund bzw. Bienen & Natur noch nicht statt.

Die deutsche Landschaft und Natur steht im direkten Wettbewerb mit Siedlungen ,  Autobahnen , Industrie- und Gewerbegebieten, Golfplätzen, LKW-Parkplätzen und nicht zuletzt Ackerflächen für Nachwachsende Rohstoffe und Biogas. Das wird häufig vergessen, wenn Schuldzuweisungen an den Landbesitzer aus dem Bauernstand gemacht werden.

Der Verlust an ökologisch wertvoller Fläche kann nur durch Änderung der Besitzverhältnisse wettgemacht werden. Diese besteht darin, dass der Naturschutz -und dazu zähle ich Imker- sich organisiert, aufgegebene Höfe, unberührte Landschaft als Lebensraum zurückkauft. Damit können Kleinstrukturen zur Vernetzung von Biotopen geschaffen und fachgerecht naturnah ohne Kostendruck bewirtschaftet werden.

Wenn Sie als erweitertes Insektensprachrohr dienen wollen, sollten Sie nicht so einseitig durchsichtige Medienpolitik betreiben und immer nur einen Sündenbock treten, sondern konstruktiv mit der gesamten Landwirtschaft zusammenarbeiten. Der Artikel (BEEsharing) auf Seite 38 macht mir Hoffnung. Vielleicht können Sie ja auch mit einer neuen Medienpolitik den DIB oder den Staat auf allen Ebenen überzeugen, mehr Geld nachhaltig in den Aufkauf von Land und Naturschutzgebieten zu investieren.

Ich bin der Aufforderung in Ihrem Vorwort gefolgt, 2018 aktiv zu bleiben und bin neugierig, ob Sie sich trauen, meine Punkte zu veröffentlichen.