
Wissenschaftler der Universität Giessen sind überzeugt davon, dass sich Honigbienen (Apis mellifera) besser für das Aufspüren illegaler Drogen eignen als Hunde. Denn die Honigbiene verfügt über einen enormen und leistungsstarken Geruchssinn. Mit ihren sensiblen Antennen sind Bienen selbst Spürhunden eine Nasenlänge voraus. Die Insekten riechen nämlich geringste Mengen bestimmter Duftstoffe sogar noch aus mehreren Kilo-
metern Entfernung. Bereits einzelne Duftmoleküle führen zu elektrischen Impulsen, die zur Verarbeitung an das Bienengehirn weitergeleitet werden. Außerdem können Bienen im Gegensatz zu den Vierbeinern bis zu 48 Stunden lang durchgehend im Einsatz bleiben. Den deutschen Forschern gelang es nun, Bienen auf die Wahrnehmung bestimmter Substanzen wie Heroin und Kokain zu trainieren und so bei der Suche nach Drogen einzusetzen. Während monatelange Dressur, Haltung und Pflege der Vierbeiner aufwendig und kostenintensiv ist, dauert das Training der schnell lernenden Bienen nur wenige Minuten. Für diese besondere Dressur kommen ganz normale Arbeitsbienen zum Einsatz, die das Flugbienenstadium erreicht haben.
Die Arbeiterinnen wurden zunächst in einer speziellen Box mit Luft angeblasen, die abwechselnd mit einer Droge oder dem Duft von frisch geschnittenem Gras angereichert wurde. Im Gegensatz zur Pawlowschen Dressur-Methode folgt hier dem (Duft-) Reiz aber keine Belohnung. Vielmehr bekommen die Bienen zur Drogenluft nun leichte Stromstöße, die nach Angaben der Forscher sehr schwach und somit ungefährlich für die Tiere sind. Solch „negativ konditionierte“ Bienen reagieren fortan, wenn sie die Droge in der Luft wahrnehmen: Bereits bei niedrig dosierten Mengen laufen sie vor dem „Duft“ davon. Zum Aufspüren von Drogen könnten diese Schnüffelbienen zukünftig beispielsweise auf Flughäfen eingesetzt werden. Dazu müsste lediglich Luft aus Gepäckstücken angesaugt und in das Ende einer kleinen Box mit dressierten Bienen eingeleitet werden. Sobald die Bienen den bekannten Stoff riechen, laufen sie vor der einströmenden Luft davon. Bestückt man die Box mit weiteren Insekten, die auf verschiedene Drogen trainiert wurden, arbeiten diese sogar als biologische „Sensoreinheit“. Laut den Studienergebnissen reagieren Madagaskar-Fauchschaben (Gromphadorhina portentosa) zum Beispiel auf Amphetamine, während Vertreter des Bekreuzten Traubenwicklers (Lobesia botrana) Cannabis in der Luft anzeigen. Weitere Forschungen sollen zeigen, welche Rauschgiftkonzentrationen Bienen erschnüffeln können, damit sich die Insekten tatsächlich als Assistenten bei polizeilichen Durchsuchungen eignen.
Dr. Heike Ruff heike.ruff@email.de