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01. August 2012

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03/2012: Propolis: Kann die Anwendung auch schaden?

Frage: Beispielsweise bei Erkältungen nehme ich gern Propolistropfen, um damit meinen Körper bei der Krankheitsabwehr zu unterstützen. Bekanntlich hat ja Propolis u. a. antibakterielle Eigenschaften. Andererseits liest man immer wieder, dass Antibiot

Frage:
Beispielsweise bei Erkältungen nehme ich gern Propolistropfen, um damit meinen Körper bei der Krankheitsabwehr zu unterstützen. Bekanntlich hat ja Propolis u. a. antibakterielle Eigenschaften. Andererseits liest man immer wieder, dass Antibiotika die Darmflora beeinträchtigen würden. Meine Frage ist nun, ob dies auch für Propolis zutrifft und ob man die Einnahme daher in irgendeiner Weise begrenzen sollte.
C. Neumann, 16321 Bernau

Antwort:
Unter Erkältungen versteht man akute Infektionskrankheiten der Nasenschleimhaut, deren Nasennebenhöhlen sowie von Hals und/oder Bronchien. In erster Linie erfolgt die Infektion durch Viren, die aber manchmal durch eine zusätzliche Infektion von Bakterien kompliziert wird.
Propolis hat vielfältige Wirkungen sowohl gegen Bakterien als auch gegen Viren. Insofern klingt die Anwendung von Propolis gegen Erkältungen plausibel. Allerdings ist diese Behandlungsmöglichkeit bislang nicht in medizinischen Studien untersucht worden. Experimente an Mäusen zeigen Hinweise auf Wirksamkeit von Propolis. Leider gibt es zu der Frage, ob und inwieweit die Einnahme von Propolis auch die gesunde Darmflora beeinträchtigt, keine wissenschaftlichen Untersuchungen. Man muss allerdings davon ausgehen, dass dies der Fall ist. Da die Darmflora vielfältige Funktionen hat (Immunmodulation, Versorgung mit Vitaminen, Unterstützung der Verdauung von Nahrungsbestandteilen, Versorgung der Darmepithelschicht mit Energie, Anregung der Darmperistaltik, Produktion von kurzkettigen Fettsäuren, Entgiftung von unnatürlichen Substanzen), besteht bei andauernder Anwendung die Gefahr, dass Darmbakterien ihre wichtigen Aufgaben langfristig nicht in vollem Umfang wahrnehmen können. Auch ist es möglich, dass schädliche Bakterien unempfindlich gegen Propolis werden. Wenn auch dazu bislang Studien fehlen, lässt sich diese Annahme aus dem Umstand ableiten, dass Bienenvölker an bakteriellen Infektionen, z. B. der Amerikanischen Faulbrut, leiden. Diese Bakterien dürften gegen die im Bienenstock allgegenwärtige Propolis resistent sein.
Ich halte es für sinnvoll, dass man die Anwendung von Propolis und auch anderer Bienenprodukte auf diejenigen Situationen beschränkt, in denen tatsächlich Beschwerden vorliegen. Im o. g. Fall wären dies Halskratzen, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden oder ein leichtes Frösteln. Eventuell wäre auch ein vorbeugender Einsatz bei einer aktuellen Grippeepidemie sinnvoll. Von einem generellen vorbeugenden Einsatz ohne jeglichen guten Grund würde ich allerdings abraten.
Prof. Dr. Karsten Münstedt
Universitätsfrauenklinik Gießen