In unserem Bärenfang-Rezept kommen auf ein Kilogramm Honig ein Liter 96%iger Alkohol plus ein Liter Wasser. Das ergibt ca. 2,7 Liter Bärenfang mit 34 bis 36 Volumenprozent Alkohol. Viel weniger sollte er nicht haben, sonst ist es bloß ein „Honigschnäpsle“, wie er bei uns im Schwarzwald angeboten wird.
Der Ansatz gelingt auch mit weniger hochprozentigem Alkohol – einfach mit entsprechend weniger Wasser. Zum Beispiel mit einem 65%igen Traubenbrand, der mit seinem fruchtigen Aroma das gewünschte Honigbukett im „Bärenfang“ fördert. Weniger geeignet sind dagegen Trester- oder Hefebrand. Sie würden den Honiggeschmack stark dominieren. Für einen Ansatz mit 65%igem Traubenbrand ergibt sich folgende Rezeptur:
- 1 Kilogramm Honig (Wald- und Blütenhonig zu gleichen Teilen)
- 1,5 Liter 65%igen Traubenbrand
- 0,5 Liter Wasser (weich, evtl. abgekocht)
Nelken, Zimt, Vanille: Bärenfang würzen
Geschmacksache ist, ob man noch ein bis zwei Gewürznelken, eine Prise gemahlenen Sternanis und/oder Zimt, eventuell auch Vanille und Zitronenschale zugibt oder den reinen Honiggeschmack bevorzugt. Der Ansatz wird in den ersten Tagen mehrmals gerührt und verbleibt einige Wochen im geschlossenen Gefäß. Dann sollte er ruhen, damit er geschmacklich reift und sich die Schwebstoffe, wie Blütenpollen, absetzen können. Ist der Bärenfang geklärt, kann er vorsichtig mit einem Schlauch abgezogen werden.
Natürlich lassen sich auch größere Mengen Bärenfang herstellen, um damit die Palette von Imkereiprodukten zu erweitern. Hier ist zu beachten, den Alkoholgehalt mit einer Genauigkeit von /- 0,3Prozent auf dem Etikett anzugeben. Da sich dieser in einem Likör aufgrund des Zuckeranteils nicht mit einer Schnapswaage (Alkoholometer) bestimmen lässt und auch nicht exakt berechnet werden kann, benötigt man für jede Charge eine Analyse von einem Fachlabor für Wein- und Getränkeanalytik.
Bärenfang-Rezeptvariante
Für Ungeduldige gibt es für den Hausgebrauch noch eine einfachere Variante, die Reiner von der Bank aus 41334 Nettetal bereits 2013 einmal bei bienen&natur vorgestellt hatte: Einfach drei 0,7-Liter-Flaschen hochprozentigen Wodka mit einem Kilo Honig und einer Vanillestange oder zwei Päckchen Vanillezucker verrühren und frisch oder gereift genießen. Nach einem alten Schwarzwaldbauern, der mir riet, für die Gesundheit jeden Morgen einen Esslöffel Honig mit einem halben Gläschen Schnaps im Mund gut gemischt auf nüchternen Magen zu trinken, müsste Bärenfang eine ähnliche „medizinische“ Wirkung haben. Ich habe es probiert, bin dann aber doch beim Schwarzbrot mit viel Honigaufstrich geblieben!
Geschichte des Bärenfang
Der Honiglikör „Bärenfang“ hat seinen Ursprung in Ostpreußen. Eine Geschichte erzählt, dass er seinen Namen erhielt, da er tatsächlich zum Fangen von Bären diente. Da das Jagen den Feudalherren vorbehalten war, lockten schlaue Bauern die „Schafsräuber“ mit Honig und Schnaps an, um sie in aller Stille zu beseitigen. Vielleicht wurden einige auch gezähmt und dann an Schausteller verkauft? Ob dies tatsächlich mit hochwertigem Alkohol geschah oder ob dazu eher vergorener Honig, also eine Art Met, verwendet wurde, wer weiß? Jedenfalls schien der Likör auch den Menschen zu schmecken, sonst wäre die Rezeptur längst mit den Bären ausgestorben.
Bärenfang: Definition und Vorgaben
Laut dem Bundesverband der Deutschen Kleinbrenner und Obstbrenner ist Bärenfang bzw. Petzfang ein Honiglikör, der in Ostpreußen bzw. Königsberg beheimatet ist und im Wesentlichen aus Honig und Primasprit besteht. Auf Gewürze kann verzichtet werden. Je besser der Honig und je reiner der verwendete Alkohol, desto besser wird der Likör schmecken. Gut geeignet sind Heide- und Lindenhonig, wobei der Likör aus Heidehonig häufig trüb bleibt.
Honiglikör muss nach den deutschen Begriffsbestimmungen (Art.49) 25 kg Honig (etwa 18 Liter) je 100 Liter Fertigerzeugnis enthalten. Der Mindestalkoholgehalt beträgt nach den EG-Begriffsbestimmungen 15%vol. Die Bezeichnung „Ostpreußischer Bärenfang“ ist laut EU-Aktenzeichen PGI-DE-02013 auf die Herstellung von Bärenfang beschränkt, der in Deutschland erzeugt wird. Nach dem Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e.V. (BSI) sollte der Alkoholgehalt von „Ostpreußischem Bärenfang“ mindestens 30 % vol betragen.