Warum steigt der Schwarmtrieb, je mehr Pollen im Nest ist? Der Pollenbesatz auf einer Waben hängt von der Legeleistung der Königin und der Brutnestgröße ab. Jede Königin legt eine individuelle Anzahl an Eiern pro Tag. Im Frühjahr, wenn die Nächte noch kalt sind, ist die Legeleistung natürlich noch etwas beschränkt. Doch sobald es wärmer als 15 Grad ist, wird eine Königin zur „Eierlegemaschine“. Aber nicht jede Königin ist gleich wie die andere: Die eine legt 1600 Eier am Tag, die andere vielleicht 2050. Das hat einfach mit ihrer Genetik zu tun.
Die Legedifferenz zweier solcher Königinnen entspricht der Wabenfläche von mehr als einer ganzen Dadantwabe im Brutnest. Legt die eine 450 Eier pro Tag mehr, ergibt das in 21 Tagen 9450 zusätzliche Eier. Eine Brutwabe im Dadant hat bei einem Zellenmaß von 5,4 mm durchschnittlich 8500 Zellen, die Zanderwabe rund 6200. Das heißt, dass je nach Königin das Brutnest der Völker unterschiedlich groß ist. Legt eine Königin 1600 Eier pro Tag, reichen ihr für die 21 Tage eines Brutzyklus vier Dadant-Bruträhmchen oder 5,5 Zander-Bruträhmchen. Gibt es darüber hinaus nicht genutzten Raum im Nest, füllen die Bienen ihn einfach mit Pollen.
Schwarmtrieb steigt, je mehr Pollen im Nest ist
Doch warum wird diese Fläche mit Pollen gefüllt?
- Einerseits wird der Honig fluglochfern eingelagert, also lieber im hinteren Teil der Wabe bzw. im Honigraum über dem Brutnest.
- Andererseits wird Pollen immer in der Nähe der Brut eingelagert, da er dort wieder gebraucht wird.
- Und es gibt noch einen dritten Punkt: Nur wenn viel Platz im Brutnest ist, wird viel Pollen eingelagert.
Die Bienen lagern übrigens keinen Pollen hinter dem Schied. Ein Imkerkollege hat das mal so beschrieben: Wenn eine Pollensammlerin nach Hause kommt, gibt sie den Pollen an eine Stockbiene ab. Ist genug Platz vorhanden, weil die Königin die leeren Zellen nicht gleich wieder bestiftet, nimmt die Stockbiene den Pollen an und lagert ihn ein. Ist kein Platz übrig, weil die Königin alle Zellen sofort wieder bestiftet, kommt die Sammlerin heim und geht von einer Stockbiene zur anderen – aber keine will ihr den Pollen abnehmen. Also erkennt diese Biene, dass ihr Job unnötig ist und widmet sich einer anderen Aufgabe, beispielsweise Nektar sammeln.
Außerdem ist es wichtig, zwischen frischem Pollen und Bienenbrot zu unterscheiden. Das Bienenbrot ist fermentierter, also haltbar gemachter Pollen – vergleichbar mit verdeckelten Honigzellen. Doch solange täglich frischer Pollen hereinkommt, verbrauchen die Bienen kein Bienenbrot, das ja als Vorrat dient. Im Frühling und im Sommer ist die Pollenversorgung normalerweise gut, und die Bienen lagern den Pollen wie den Honig im Überfluss ein, wenn sie können. So entstehen sogenannte „Pollenbretter“ im Brutnest, die wie ein Schied wirken und den Brutraum künstlich verengen können. Ist der Brutplatz mehr als eine Wabe zu groß, entstehen sogar zwischen der Brut Pollennester, die die Brutflächen unterbrechen. Je mehr solche Flächen ich habe, desto größer wird der Schwarmtrieb! Hier lesen Sie mehr zu verschiedenen Methoden der Schwarmverhinderung.
Die Größe des Nestes muss also immer zur Königin passen. Mit dem Schied kann ich das optimal anpassen. Bei uns Menschen ist es ähnlich: Wer viel Energie hat, wird gerne einen großen Garten mit vielen Beeten pflegen, wer die Power dazu nicht hat, macht den Garten kleiner.
Der Schwarmtrieb hat natürlich auch viel mit der Genetik zu tun. Eine gute, schwarmträge Biene hat bei der richtigen Brutnestgröße kaum mal Schwarmzellen, auch nicht nach kurzen Schlechtwetterphasen. Deshalb ist eine Vermehrung auf einer guten Belegstelle schon die „halbe Miete“. Eine „schlechte“ Genetik wird sich mit den übermäßigen Pollennestern umso stärker auswirken.
Außerdem ist zu viel Pollen im Brutnest schlecht für den Wärmehaushalt, da er mitgewärmt werden muss und die Heiz-Bienen unnötig Energie verbrauchen. Das Ziel ist, der Königin so viel Platz zum Legen zu geben, wie sie braucht, um ihre volle Leistungsfähigkeit ausschöpfen zu können, und so wenig, dass maximal eine halbe Dadantpollenwabe bzw. eine dreiviertel Zanderpollenwabe entsteht. Das reicht als Vorrat, um mehrere Regentage überbrücken zu können.
Wie kann ich imkern?
Arbeite ich mit dem angepassten Brutraum (angepasst an die Legeleistung der Königin), sieht mein Volk im Dadant wie folgt aus: Beim Öffnen habe ich zuerst das Schied vor mir, danach kommt der Baurahmen und vier bis maximal fünf Bruträhmchen, die mit einem zweiten Schied abgeschlossen werden. Hinter dem 2. Schied kann ich eine Futterwabe „parken“, wenn diese an der Außenwand anschließt, damit ich eine Futterreserve im Volk habe. Bei Zander in einem Brutraum sind es mit dem Baurahmen maximal acht Rähmchen. Wichtig ist hier, dass im ersten Honigraum immer ein Futterkranz ist, den man nie komplett abernten darf.
Ist der Schwarmtrieb groß, erkenne ich das nach dem Aufschieben des Schiedes bereits am Baurahmen, der nicht zügig ausgebaut wird. Es hängen dann nur einzelne „Trauben“ darin. Hier muss ich alle weiteren Waben genau auf Schwarmzellen kontrollieren. Dabei achte ich darauf, wie hoch der Pollenbesatz auf jeder Wabenseite ist. Hat jede Wabe Pollenflecken oder -kränze zwischen der Brut, ist das Brutnest definitiv viel zu groß. Dann breche ich alle Schwarmzellen, entnehme zwei Waben mit viel Pollen (für einen Sammelbrutableger) und ersetze sie mit einer ausgebauten Leerwabe. Am besten reduziere ich die Wabenanzahl bereits im ausgehenden Winter. Dann unterstütze ich das Volk optimal in seinem Wärmehaushalt und eliminiere bereits diesen Schwarmgrund.
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- Schwarmstimmung erkennen
- Methoden der Schwarmverhinderung
- Schwärme einfangen und verkaufen