Die Schwarmzeit ist für viele Imker die stressigste Zeit im Jahr, denn jetzt stehen nicht nur Schwarmkontrollen und -verhinderungen an, auch der erste Honig muss bald geerntet und die Jungvölker gepflegt werden. Deshalb ist es auch bei der Schwarmkontrolle wichtig, die Bienen zu kennen und effizient zu arbeiten.
Wie erkenne ich, ob die Bienen schwärmen wollen?
Will die alte Königin ausziehen, braucht sie eine Nachfolgerin. Diese jungen Königinnen ziehen die Bienen in Weiselzellen heran, die (im Gegensatz zur anderen Brut) immer senkrecht nach unten gebaut sind. Ein Vorteil für uns Imker: Wir sehen sie gut. Bereits im April bauen Bienen erste Spielnäpfchen, diese werden zu Schwarmzellen, sobald die Königin sie bestiftet. „3-5-8, die Königin ist gemacht“, lautet ein Imkersprichwort. Drei Tage Ei, fünf Tage Larve, dann wird die Zelle verdeckelt und nach 16 Tagen schlüpft die Königin.
Doch Achtung, es gibt verschiedene Arten von Weiselzellen:
- Schwarmzellen: Wollen die Bienen schwärmen, ziehen sie meist mehrere Schwarmzellen, so können sie sich noch besser vermehren. Ist das Volk stark genug, kann nicht nur ein Vorschwarm mit der Alt-Königin abgehen, sondern noch ein oder mehrere Nachschwärme mit jungen Königinnen. Bei der Schwarmkontrolle im Frühjahr wird man höchstwahrscheinlich diese Zellen sehen.
- Umweiselungszelle: Es kann aber auch sein, dass wir im Volk nur eine oder zwei Weiselzellen finden. Dann ist es möglich, dass die Bienen nicht schwärmen, sondern nur umweiseln wollen. Die junge Königin soll dann die alte ersetzen, ohne dass diese schwärmt. Hier spricht man von einer Umweiselungszelle. Das passiert vor allem bei schlecht begatteten oder älteren Königinnen, deren Samenvorrat sich bald zu Ende neigt. Eine Besonderheit ist hier, dass sie – im Gegensatz zu Schwarmzellen – gerne auf den Waben gebaut sind. Umweiselungszellen treten auch gerne im Spätsommer und Herbst noch auf.
- Nachschaffungszellen: Wachsen die Weiselzellen aus den normalen Brutzellen heraus, handelt es sich um Nachschaffungszellen. Dann ist keine Königin mehr vorhanden, da sie beispielsweise beim Imkern verloren ging. Die Bienen versuchen dann, aus der offenen Brut panisch neue Königinnen zu ziehen. Auch hier sind oft ganze Waben übersät mit den Weiselzellen. Der Imker kann hier zwei, drei schöne Zellen stehen lassen – oder noch besser: eine Edelzelle oder eine Königin zugeben, sobald keine offene Brut mehr vorhanden ist.
Anfänger verwechseln bei der Schwarmkontrolle zudem häufiger Schwarmzellen mit Drohnenbrut, die jedoch waagerecht in den normalen Zellen heranwächst.
Schwarmverhinderung bei zweizargigen Beuten: Kippkontrolle
Da die Bienen Schwarmzellen häufig etwas am Rand der Waben bauen, kann man bei einem zweigeteilten Brutraum (bei Zander oder Deutsch-Normalmaß) die obere Brutzarge so anheben, dass man ihre Unterseite inspizieren kann. Besonders gut geht die Schwarmkontrolle zu zweit: Dann kann ein Imker von hinten kippen, der andere von vorne in die Wabengassen spähen und die oberen Waben auch etwas auseinanderblättern und hinaufschauen. Hier kann auch eine Taschenlampe helfen. An der Unterkante der oberen Waben bauen die Bienen häufig schon im April erste Spielnäpfchen, diese werden erst zu Schwarmzellen, wenn die Königin ein Ei – wegen seiner Form auch Stift genannt – hineinlegt. Wer in den Näpfchen Stifte oder schon Larven entdeckt, sollte überlegen, wie er die Schwarmverhinderung durchführt. Sind die Näpfchen nicht bestiftet, ist alles in Ordnung. Hier wäre es unnötig, sie alle herauszureißen. Der Vorteil der Kippkontrolle: Man kann sich recht schnell einen Eindruck verschaffen.
Schwarmkontrolle bei einräumigen Betriebsweisen: Waben ziehen
Wer mit einräumigem Brutraum imkert, kann keine Kippkontrolle durchführen, da der Raum ja getrennt ist. Hier muss der Imker die Waben ziehen und sie kontrollieren. Wenn viele Bienen auf den Waben sitzen, sollte man sie eventuell abstoßen, sodass man keine Zelle übersieht. Besonders auf dem Drohnenrahmen tummeln sich gerne Schwarmzellen.
Bei beiden Betriebsweisen kann man auch schauen, ob die Königin noch legt. Kurz bevor sie schwärmen will, wird sie nämlich auf „Diät“ gesetzt und legt nicht mehr. Sind keine Stifte mehr zu finden, ist das ein schlechtes Zeichen. Die Königin ist dann oft schon weg oder will bald abhauen. Doch auch hier unterscheiden sich die Bienen: Manche Königinnen legen sehr lange, bis die ersten Zellen geschlüpft sind (was für uns Imker gut ist), andere hören bereits auf zu legen, wenn die Schwarmzellen verdeckelt wurden.
Wie oft muss ich die Schwarmkontrolle machen?
Wann die Schwarmzeit beginnt, ist unterschiedlich, je nach Region und Wetter. Meist beginnt sie Ende April bis Mitte Mai. Auch die Trachten beeinflussen den Schwarmtrieb: Massentrachten wie der Raps puschen die Bienen, die dann eher schwärmen wollen.
Wie regelmäßig sollte man die Schwarmkontrolle durchführen? Für Hobbyimker, die hauptsächlich am Wochenende imkern, hat sich ein 7-Tage-Rhythmus bewährt. Das passt auch zum Ablauf der Bienen: Die Bienen verdeckeln die Schwarmzelle bekanntlich am achten Tag, schwarmlustige Bienen schwärmen dann schon mal. Lassen sie sich länger Zeit und schwärmen erst, wenn die jungen Königinnen schlüpfen, ist der 7-Tage-Rhythmus ebenfalls gut, da der Imker eine zweite Chance erhält, wenn er eine bestiftete Schwarmzelle übersehen hat. Diese ist eine Woche später verdeckelt und so groß, dass man sie kaum übersehen kann.
Wann erlischt der Schwarmtrieb?
Wann der Schwarmtrieb erlischt meist in einem schleichenden Prozess, spätestens zur Sonnenwende Ende Juni, wenn die Bienen merken, dass sich das Jahr dem Ende entgegen neigt. Vor allem in Süddeutschland ist es ein Phänomen, dass der Schwarmtrieb nachlässt, sobald Waldtracht einsetzt. Gleichzeitig können pollenreiche Trachten im Sommer, wie die Edelkastanie, den Schwarmtrieb noch spät aufflackern lassen.
Hunger- oder Notschwärme wegen Varroa können auch noch im Spätsommer und Herbst auftreten. Das sind aber keine klassischen Schwärme, die man mit Schwarmverhinderungen verhindern könnte. Hier müssen wir unsere Völker nur gesund halten, dann ziehen sie nicht aus der Not heraus aus.
Wie machen Berufsimker die Schwarmkontrolle?
Berufs- und Nebenerwerbsimker setzen vor allem auf schwarmträge Königinnen und schauen meist, dass sie ihre Völker so gleichmäßig wie möglich führen. Sind in den Völkern Schwesterköniginnen, reicht es bei ihnen meist, einzelne Völker pro Stand zu checken, um die Schwarmstimmung einzuschätzen, denn die Veranlagung wird recht ähnlich sein. Jedes einzelne Volk zu kontrollieren, wäre verschwendete Zeit, wenn bei den Stichproben keinerlei Schwarmstimmung erkennbar ist – schließlich warten im Mai noch andere Arbeiten, wie die Honigernte oder die Zucht.
Warum wollen die Bienen schwärmen?
Sie vermehren sich so, indem sich der Bien teilt. So werden aus einem Volk zwei Völker, mit Nachschwärmen auch mal drei, vier oder fünf. Der Schwarmtrieb hat sich über Millionen Jahre ausgeprägt und lässt sich selbst bei schwarmträgen Zuchten nicht immer unterdrücken. Prinzipiell wollen vor allem Völker schwärmen, die stark sind und denen es gut geht. Folgende Faktoren sind wichtig für den Schwarmtrieb:
- genügend Flugbienen, die mit der Königin schwärmen können
- genügend Ammenbienen, die das zurückbleibende Volk pflegen
- genügend Brut, damit das zurückbleibende Volk stark genug ist
- genügend Vorräte, damit das zurückbleibende Volk nicht hungert
bienen&natur Sonderheft Schwärme
Mit diesem natürlichen Verhalten richtig umgehen

bienen&natur Sonderheft Schwärme
Mit diesem natürlichen Verhalten richtig umgehen
- Schwarmstimmung erkennen
- Methoden der Schwarmverhinderung
- Schwärme einfangen und verkaufen