Frage: Die Varroabehandlung im August mit Ameisensäure hat eine Königin nicht überlebt. Sie lag am folgenden Morgen tot vor dem Stock. Das Volk war stark, saß auf zwei Zandermagazinen und war zum Teil bereits eingefüttert. Noch am selben Abend habe ich das Volk aufgelöst: je ein Magazin auf zwei starke einzargige Ableger verteilt über Zeitungspapier (doppellagig) zur Vereinigung aufgesetzt. Während bei einem der beiden Ableger die Vereinigung reibungslos ablief, hat der andere nahezu alle aufgesetzten Bienen abgestochen und sie über zwei Tage lang aus der Beute getragen. Ausgerechnet die aufgesetzten, weisellosen Bienen aus dem unteren Magazin (überwiegend Altbienen) hat der eine Ableger akzeptiert und angenommen. Dagegen mussten die weisellosen Jungbienen aus dem oberen Magazin im anderen Ableger sterben. Vor einigen Jahren habe ich dasselbe schon einmal erlebt. Wo liegt die Ursache, beim Volk oder beim Imker?
Emil Rombach
Steinbrecherstraße 8
79189 Bad Krozingen
Antwort:
Für das unbefriedigende Ergebnis Ihrer Völkervereinigung kommen mehrere Ursachen in Frage:
Die Ameisensäure: Bei jeder Ameisensäureanwendung nehmen das Futter, der Honig, die Brut und alle Waben- und Beutenteile, ebenso wie die Bienen, Teile der Ameisensäure auf. Diese wird dann über mehrere Tage nach und nach an die Stockluft abgegeben. Logischerweise ist die Konzentration und Freisetzung am Tag nach der Anwendung am stärksten und kann die Bienen des starken Ablegers zur Feindseligkeit veranlasst haben. Um es vorweg zu nehmen, ich sehe darin die Hauptursache für das unbefriedigende Ergebnis Ihrer Völkervereinigung. Besser wäre es gewesen, bis zum Abklingen der Ameisensäurewirkung zu warten.
Die Zargentrennung: Etwas problematisch erscheint mir auch die bloße Trennung des (vermeintlich) weisellosen Volkes in einen unteren und einen oberen Teil. Je nach Situation hat sich dadurch, wie Sie selbst sagen, ein ungünstiger Altersaufbau ergeben. Dass hauptsächlich die Bienen des oberen Volksteiles getötet wurden, hat möglicherweise aber ebenfalls mit der stärkeren Säurekonzentration zu tun. Je mehr Futter, Bienen und Brut vorhanden sind, was üblicherweise für die obere Zarge zutrifft, desto größer ist das Speichervermögen für Ameisensäure. Dagegen haben die Waben des unteren Volksteiles, weil sie üblicherweise weniger Futter bergen, ein geringeres Speichervermögen, zudem werden sie besser durchlüftet.
Das Papier: Durch das doppellagige Papier kann den Bienen im aufgesetzten Volksteil die Klimatisierung erschwert worden sein. Eventuell waren auch zu wenige kleine Öffnungen in der Papierschicht. Dies könnte dazu geführt haben, dass sich die Bienen eingesperrt fühlten, dadurch panikartig nach Fluchtwegen suchten, wobei sie teilweise erstickten oder verbrausten.
Eine weitere Königin: Obwohl Sie eine tote Königin gesehen haben, könnte um diese Jahreszeit auch noch eine weitere Jungkönigin im Volk – also in Ihrem oberen Volksteil – gewesen sein. Dies hätte zwar die feindselige Reaktion wenn auch nicht unbedingt ausgelöst, aber doch möglicherweise verstärkt.
Die Vereinigung durch ein kräftiges Rauch geben, damit die Bienen Futter aufnehmen, und ihr anschließendes Abkehren vor verengte Fluglöcher der Nachbarvölker stellt keine adäquate Alternative zu Ihrer Vorgehensweise dar. Das Einbetteln scheitert gänzlich, wenn sich tatsächlich eine Königin bei den abgekehrten Bienen befindet – meist hängt sich ein Teil der Bienen dann unter oder neben der Beute auf. Außerdem geht diese Vereinigung bei Trachtlosigkeit äußerst zögerlich vor sich. Zudem hätten dabei die verbleibenden Brut- und Futterwaben noch versorgt werden müssen.
Ich möchte nochmals darlegen, dass für mich die Freisetzung der Ameisensäure die Hauptursache für das nicht ganz befriedigende Ergebnis war. Allerdings möchte ich auch einräumen, dass eine eindeutige Bewertung, was im beschriebenen Fall letztlich wirklich falsch gelaufen ist, nachträglich und vom Schreibtisch aus, immer schwer bleiben wird.
Imkermeister Werner Gekeler
Sternbergstraße 14
72525 Münsingen