Frage:
Am 21. Juni habe ich meine restlichen Ableger durchgesehen und mich darüber gefreut, dass zwei Jungvölker jeweils eine neue Königin mit schönem Brutbild hatten.
Ich habe beide gezeichnet. Da ich nur ein weiteres Volk haben wollte, habe ich die eine Königin einem Kollegen verkauft und die Ableger vereinigt. Leider ist meine Königin bei ihm nicht in Brut gegangen und lief, wie er sagte, nur auf den Waben herum. Welchen Grund kann dies haben? Könnte eventuell ein hoher Milbendruck dafür verantwortlich sein, dass dieses Volk plant auszuziehen? Wie kann man so eine diffizile Sache zwischen Imker- kollegen regeln?
Karin Schmidt, 97789 Oberleichtersbach
Antwort:
Es kommt tatsächlich hin und wieder vor, dass gut Eier legende Königinnen nach dem Einsetzen in ein neues Volk nicht wieder in Eiablage gehen. Wir beobachten dies ab und zu am Bieneninstitut. Einen plausiblen Grund kann ich hierfür nicht nennen. Es gibt zwar bakterielle Erkrankungen (Melanose), aber dann wäre sie erst gar nicht in Eiablage gegangen.
Sofern die Königin friedlich über die Waben zieht und vom neuen Volk akzeptiert wurde, also nicht gejagt wird, weil noch eine (junge, kurz vor der Eiablage befindliche) Königin sich im Volk befindet, ist die Annahme an sich erst mal gelungen. Grundsätzlich sollte man 7 – 9 Tage nach dem Einsetzen einer Königin kontrollieren, ob sie legt. Falls nicht, kann man ihr noch ein paar Tage einräumen, sollte sie danach aber gegen eine andere legende Königin austauschen oder das Volk mit einem anderen vereinigen. Zur Kontrolle könnte man die nicht legende Königin in ein Begattungskästchen geben, das gut mit Futter versorgt ist und auslaufende Brut enthält. So ließe sich in Ruhe beobachten, ob sie vielleicht doch noch in Eiablage geht. Dass das Volk aufgrund des Milbendrucks einen „Varroaschwarm“ bilden will, halte ich eher für unwahrscheinlich. Der Milbenbefallsgrad ließe sich ja relativ einfach mit der Puderzuckermethode bestimmen. Wenn es der räumliche Abstand erlaubt, wäre es sicher hilfreich, zusammen mit dem Kollegen das Volk und die Königin zu begutachten und die Umstände nochmals gemeinsam zu bewerten. Da müsste sich doch sicher ein für beide Seiten akzeptabler Kompromiss finden lassen.
Bruno Binder-Köllhofer
Fachberater für Bienenzucht
Bruno.Binder-Koellhofer@llh.hessen.de
Auch der Carnica-Züchter Andreas Le Claire aus Bochum bestätigte auf Anfrage der Redaktion:
In diesem Jahr wurden mir ebenfalls mehrere standbegattete Königinnen gemeldet, die auch die Eiablage eingestellt hatten. Mikroskopische Untersuchungen zeigten allerdings keine erkennbaren Veränderungen. Die Samenblasen waren mit Sperma gefüllt, Verstopfungen der Eileiter nicht zu erkennen, und die Eierstöcke waren nicht verfärbt.
Bei Inselköniginnen oder besamten Tieren beobachtet man dieses Phänomen des Öfte-ren. Seit ich die Königinnen beim Zusetzen länger käfige und den Zuckerteigverschluss erst nach 2 – 3 Tagen freigebe, damit sie weniger attackiert werden, nimmt dieses Phänomen etwas ab. Bei Inselköniginnen und besamten Tieren kommt es häufiger auch zu Infektionen der Geschlechtsorgane durch Pilze, Bakterien und Viren, so dass es in manchen Jahren zu einem nachträglichen Stopp der Eiablage, oft kombiniert mit Umweiselungstendenzen, kommt. Das ist der Preis, den wir für eine definierte Anpaarung bezahlen müssen!