07. Juli 2023

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Neue Königin einweiseln – so geht’s

Wenn die Bienen schon stechen, bevor der Imker den Kasten aufgemacht hat, macht das Imkern keinen Spaß. Dann muss eine neue, sanftmütige Königin her. Wie man die neue Königin einweiselt, erfahren Sie in diesem Artikel.
Mit dem Zusetzkäfig lässt sich die neue Königin leicht einweiseln. Der Zuckerteigverschluss gibt den Bienen Zeit sich an sie zu gewöhnen.

Warum braucht man eine neue Königin?

  • Königin ist zu alt
  • Unerwünschte Eigenschaften (Stechervolk, schlechte Entwicklung, hoher Varroabefall, anfällig für Kalkbrut)
  • Keine Königin mehr im Volk (weisellos)
  • Drohnenbrütiges Volk
  • Alte Königin ist verletzt oder legt nicht mehr richtig
  • Neue Königin vom Züchter

Einweiseln ins Wirtschaftsvolk

Unter Wirtschaftsvölkern versteht man Völker aus dem Vorjahr, die stark genug sind, um Honig zu produzieren. Will der Imker hier eine neue, begattete Königin einweiseln, muss er zuerst sicherstellen, dass das Volk keine Königin hat (Weiselprobe). Ist noch eine Königin im Volk, muss sie gesucht und abgedrückt werden. Alternativ entnimmt man die Königin und einige Brutwaben und bildet damit einen Ableger. Das Wirtschaftsvolk wird nach neun Tagen wieder geöffnet. Dann sollte es keine offene Brut mehr geben, aus der Weiselzellen gezogen werden könnten. Alle vorhandenen Nachschaffungszellen muss der Imker ausbrechen. Damit er keine Weiselzelle übersieht, muss er besonders gründlich vorgehen – bleibt eine Weiselzelle stehen, wird das Volk keine neue Königin annehmen. Dazu schlägt oder fegt man die Bienen von der Wabe ab und kann dann auch gut versteckte Weiselzellen leicht erkennen und entfernen. Jetzt ist das Volk hoffnungslos weisellos – kann also aus eigener Kraft keine Königin nachziehen.

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Der Imker kann die neue Königin jetzt über einen Zusetzkäfig in das Volk einweiseln. Die Öffnung des Käfigs ist meist mit einem Stopfen aus Futterteig verschlossen. Das ermöglicht es dem Volk, die Königin durch das Gitter kennenzulernen und sich an ihre Pheromone zu gewöhnen. Erfahrene Imker erkennen direkt, ob das Volk die Königin annehmen will: Füttern die Bienen die Königin durch das Gitter bereits mit Nektar, stehen die Chancen gut. Versuchen sie stattdessen durch das Gitter zu stechen, kann es sein, dass der Imker eine Weiselzelle oder Königin übersehen hat.

Nach ein bis zwei Tagen haben die Bienen den Futterteigverschluss ausgefressen und die Königin kann den Zusetzkäfig verlassen. In den nächsten zehn Tagen brauchen die Bienen absolute Ruhe – bei Stress könnten sich Bienen gegen ihre noch ungewohnte Königin wenden und sie abstechen. Der Imker kontrolliert dann auf bestiftete Zellen. Ist die Königin in Eilage, war das Einweiseln erfolgreich.

Der Zusetzkäfig hängt an der Wabe mitten im Volk, damit sich die Pheromone der Königin gut verbreiten.
Der Zusetzkäfig hängt an der Wabe mitten im Volkdamit sich dei Pheromone der Königin gut verbreiten.

Vorraussetzungen:

  • Keine Königin im Volk
  • Keine Weiselzellen
  • Möglichst keine offene Brut
  • Nicht drohnenbrütig

Was hilft beim Einweiseln?

Ob ein Volk eine neue Königin annimmt, hängt von vielen Faktoren ab. Wer sicher gehen will, dass die neue Königin gut ankommt, sollte darauf achten.

  • Jahreszeit: Eine alte Imkerweisheit lautet: In Monaten mit „r“ werden neue Königinnen ohne Probleme angenommen. Das liegt daran, dass in diesen Monaten wenige oder keine Drohnen mehr fliegen – die Begattung einer neuen Königin wäre unwahrscheinlich.
  • Volksgröße: Je größer das Volk, desto schwerer lässt sich die Königin einweiseln. In einem kleinen Volk verbreiten sich die Pheromone der Königin besser und die Zahl der Bienen, die sich an die neue Weisel gewöhnen müssen, ist kleiner. Ableger sind hierfür besonders geeignet.
  • Tageszeit: Abends ist die beste Uhrzeit zum Einweiseln. Die Bienen sitzen alle ruhig im Bienenstock und es kommt nicht so schnell zu Stress.
  • Junge Bienen: Je mehr junge Bienen im Volk sind, desto einfacher ist das Einweiseln. Ältere Bienen sind bereits lange an die vorherige Königin gewöhnt und akzeptieren eine neue nur schlecht.
  • Alte Königin: War die vorherige Königin schon einige Jahre alt, nimmt ihr Volk eine neue Königin besser an. Eine junge Königin hingegen hat einen besonders hohen Pheromondruck – das Volk lässt sich dann nur schwer von einer neuen Königin überzeugen.
  • Begattet oder unbegattet: Eine begattete Königin nimmt da Volk wesentlich besser auf als eine unbegattete.

Schnell umweiseln

Wem die neun Tage Wartezeit zu lange dauern, der kann sein Volk auch ganz schnell umweiseln. Diese Methode birgt jedoch mehr Risiko und sollte nur von erfahrenen Imkern angewendet werden. Dazu entnimmt man ebenfalls die Königin aus dem Volk. In den nächsten ein bis zwei Stunden fangen die Bienen an, laut zu summen und hektisch umherzulaufen – ein Zeichen, dass sie weisellos sind. Dieses Summen bezeichnet man auch als heulen. Dann setzt man die neue Weisel in einem Zusetzkäfig in das Volk. Wartet man zu lange, legen die Bienen Nachschaffungszellen an. Dann nehmen sie die Königin nicht mehr an. Da Pheromone der alten Königin noch im Volk sind und auch viel offene Brut vorhanden ist, ist die Erfolgsrate bei dieser Methode niedriger. Gerade unerfahrenen Imkern fällt es schwer, das Verhalten der Bienen richtig zu deuten. Wer eine teure Königin gekauft hat, sollte er auf eine sicherere Variante zurückgreifen.

Sicher einweiseln im Kunstschwarm

Eine belegstellenbegattete Königin kann schnell über 100 Euro kosten. Damit sie sicher eingeweiselt wird, bildet man einen Kunstschwarm. Dazu kann der Imker aus mehreren Völkern Bienen in eine Schwarmbox fegen. Der Kunstschwarm sollte etwa 1,5 Kilogramm Bienenmasse umfassen. Wichtig: Bevor man die Bienen von den Waben fegt, muss man ausschließen, dass eine Königin dabeisitzt. Die neue Königin hängt man wieder im Zusetzkäfig in die Kunstschwarmbox. Auf diese Weise lassen sich auch unbegattete Königinnen einweiseln. Anschließend muss der Kunstschwarm zwei Tage in Kellerhaft, damit sich die Bienen aneinander gewöhnen und sich als Volk verstehen. Die Box sollte möglichst luftig sein und der Keller kühl und dunkel. Dann können die Bienen in eine Beute mit Mittelwänden umziehen. Da sie keine Reserven haben, muss der Imker das neue Volk regelmäßig füttern.

Den Wabenbau im Kunstschwarm kann man als Naturbau ausbauen lassen oder mit Mittelwänden unterstützen
Den Wabenbau im Kunstschwarm kann man als Naturbau ausbauen lassen oder mit Mittelwänden unterstützen