22. April 2016

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Offene Fütterung mit alten Futterwaben (k)ein Problem?

Bienengesundheitsexperte Dr. Wolfgang Ritter antwortet. Imker Franz Glatz aus 67468 Frankeneck ist sich unsicher, ob er seinen Bienen alte Futterwaben bedenkenlos anbieten kann.

Imker Franz Glatz aus 67468 Frankeneck ist sich unsicher, ob er seinen Bienen alte Futterwaben bedenkenlos anbieten kann, und fragt: Immer wieder höre ich, dass es Imker gibt, die überflüssige alte Futterwaben in die Nähe ihrer Völker stellen und sie von den Bienen ausfressen lassen, d. h. damit ihre Völker füttern. Andere Imker wiederum vermeiden diese Art der Fütterung, weil sie erstens die Zunahme räuberischen, aggressiven Verhaltens der Bienen befürchten, das sich über die Jahre sogar im Erbgut verfestigen könnte, und zweitens sehen sie eine Gefährdung der Völker durch den Eintrag von Krankheitserregern, da ja die Waben u. a. auch von gestorbenen, d. h. möglicherweise kranken Völkern stammen.

Von solch möglichen negativen Folgen wären dann nicht nur die jeweils eigenen Völker, sondern auch andere Imker mit ihren Völkern im Umkreis von drei Kilometern betroffen. Was raten Sie?

Andere Leser wollten zudem wissen, was man bei der Verwendung von Futterwaben aus abgestorbenen Völkern beachten sollte.

Dr. Wolfgang Ritter antwortet: Offenes Füttern, d. h. Futterwaben oder auch ausgeschleuderte Honigwaben den Bienen frei zugänglich zu machen – sprich ins Freie zu hängen oder zu stellen – ist zu Recht nicht erlaubt, da damit nicht nur Räuberei ausgelöst, sondern auch die Amerikanische Faulbrut (AFB) verbreitet werden kann. Aus dem gleichen Grund dürfen auch keine Drohnenrahmen zum Füttern von Vögeln aufgehängt werden.

Gegen das Zuhängen von Futterwaben in die Völker, z.B. hinter ein Schied oder ans Brutnest, ist nichts einzuwenden. Wie bei der Honig-Fütterung sollte bzw. darf man aber nur die eigenen Waben verwenden. Ansonsten besteht die Gefahr einer AFB-Infektion.
Verkotete oder verschimmelte, also stark mit Keimen belastete Waben sind einzuschmelzen.

Um zu verhindern, dass mit äußerlich sauberen Waben Nosema-Sporen übertragen werden, lässt man sie mindestens einmal kräftig durchfrieren. Wegen der sehr kälteempfindlichen neuen Nosema-Art (Nosema ceranae) ist es daher besser, sie nicht geschützt im Keller, sondern z.B. im Schuppen oder Bienenhaus zu lagern, wo sie Minusgraden ausgesetzt sind. Waben aus wegen Varroa zusammengebrochenen Völkern (viele gedeckelte Futterwaben!) sollten wegen der äußerlichen Kontamination mit Viren (im Futter sind sie eher selten) mit Essigsäuredämpfen desinfiziert werden (siehe z.B. Ausgabe 03/2013, Seite 12 oder auch W. Ritter, Gute imkerliche Praxis, Ulmer Verlag 2016).

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