Frage: In der Praxis taucht immer wieder die Frage auf: Sind gegossene Mittelwände besser oder schlechter als gewalzte? Nachfolgend sind relevante Entscheidungskriterien zusammengestellt.
Antwort:
Beim Gießvorgang wird das flüssige Wachs in eine Gießform (Prinzip Waffeleisen) oder auf rotierende, gekühlte und mit einem Trennmittel versehene Walzen mit Wabenmuster gegeben. Ersteres wendet der Hobbyimker, das zweite der Wachs verarbeitende Betrieb an.
Bei gewalzten Mittelwänden wird zunächst maschinell ein dickes Band erstellt, mit einer glatten Walze auf Verarbeitungsstärke gebracht (Prinzip Nudelmaschine) und im letzten Arbeitsschritt in einer Prägewalze mit dem Wabenmuster versehen und auf Endstärke gepresst. Durch diesen Walkvorgang erhält das Wachs eine andere Struktur, es wird geschmeidiger und verformbarer. Wichtig ist, dass die Prägewalzen exakt eingestellt sind, damit die versetzte Wabenstruktur der Vorder- und Rückseite stimmt: „Y“ = Zellenschnittpunkte auf der Rückseite befinden sich im Zellenmittelpunkt auf der Vorderseite.
Gegossene Mittelwände sind im Allgemeinen dicker, brechen aber leichter bei niedrigen Temperaturen als gewalzte.
Gewalzte Mittelwände sind sehr elastisch und einfacher zu handhaben. Manchmal wird daher vermutet, dass dem Wachs der gewalzten Mittelwände ein spezieller Stoff hinzugefügt wird, der das Wachs geschmeidig macht. Tatsächlich ist es aber das Produktionsverfahren, bei dem durch den Walzendruck die natürliche Elastizität entsteht. Gewalzte Mittelwände können daher auch sehr viel dünner hergestellt werden als gegossene.
Der Unterschied in der Dicke der Mittelwände hat dazu geführt, dass man lange Zeit annahm, gegossene Mittelwände seien im Gegensatz zu gewalzten ein Garant für einen schnellen Wabenausbau im Frühjahr. Dicke Mittelwände ersparen den Bienen jedoch viel weniger Wachsproduktion als vermutet. Sie lassen bei dickeren Mittelwänden nämlich einen dickeren Zellboden stehen, verbrauchen also nicht viel weniger Energie zum Wabenbau als bei dünneren Mittelwänden. Im Naturwabenbau fertigen die Bienen keine Mittelwände und ziehen sie dann aus, sondern erstellen gleich die Zellen, die aber zum Rand des Wabenbaus hin immer flacher werden. Dadurch erhält der Wabenbau direkt seine Stabilität, obwohl weniger Wachs verbraucht wird als bei ausgezogenen Mittelwänden.
Sehr dünne, gewalzte Mittelwände neigen jedoch dazu, sich im warmen Bienenvolk (und manchmal sogar schon beim Einlöten) zu verwerfen, und machen daher zusätzliche Arbeit. Die Bienen versuchen, die welligen Mittelwände zu regelmäßigen, stabilen Waben umzubauen, und brauchen dazu zusätzliche Zeit und Energie. Ähnliches gilt, wenn die Zellprägungen der Vorder- und Rückseite verschoben sind. Eine gewalzte Mittelwand sollte also ebenfalls aus einer ausreichenden Wachsmenge bestehen. Sie lässt sich dann vom Imker leicht handhaben, und den Bienen bietet sie die notwendige Stabilität für die Honiglagerung und einen natürlich elastischen Tanzboden.
Für die Entscheidung, welches Verfahren man wählt, gilt also: Mittelwände dürfen nicht zu dünn sein! Es kommt nicht darauf an, möglichst viele Mittelwände pro Kilogramm zu erstehen, dies wäre Sparsamkeit am falschen Platz.
Dabei lassen sich Unterschiede in der Dicke bzw. Wachsmenge weniger dadurch feststellen, dass man die Mittelwand gegen das Licht hält, denn ein gut verdichtetes Bienenwachs ist natürlicherweise durchscheinend. Nur das Gewicht der einzelnen Mittelwand gibt Aufschluss über die Wachsmenge. Durch das Ins-Licht-Halten lässt sich dagegen ganz leicht prüfen, ob die Zellprägung stimmt. dkk