23. Mai 2023

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Waben einfach erkennen und deuten: Was ist in der Zelle?

Brut oder Honig? Schwarm- oder Nachschaffungszelle? Da sind sich vor allem Anfänger oft unsicher. Hier erfahren Sie, wie man die unterschiedlichen Waben und Zellen unterscheidet und deutet.
Diese Brutwabe lässt das Imkerherz höherschlagen. Die Brutfläche ist großflächig und ohne viele Lücken.

Bestiftete Waben: Frische Eier

Wir Imker nennen die Eier der Königin Stifte. Im Brutraum legt die Königin ihre Eier in die Zellen. Die ersten Tage steht das Ei, wie ein Stift, vom Zellboden ab. Nach drei Tagen schlüpft eine Larve aus dem Ei. Bestiftete Waben geben dem Imker viele Informationen. Wollen wir beispielsweise wissen, ob das Volk weisellos ist, müssen wir nicht die Königin suchen. Wenn wir bestiftete Waben im Volk finden, muss die Königin diese Eier innerhalb der letzten drei Tage gelegt haben. Teilweise sind die Stifte in den Zellen nur schwer zu erkennen. Oft hilft es, die Wabe ins Sonnenlicht zu drehen oder eine Taschenlampe mitzubringen.

Brutwaben: Der Nachwuchs des Biens

In Brutwaben legt die Königin ihre Eier. Da die Brut nie zu kalt werden darf, befindet sie sich immer in der warmen Mitte des Volkes. In den Zellen einer Brutwabe befinden sich die unterschiedlichen Stadien der Brut: Eier, Larven und Puppen. Die Königin legt die Eier auf der Wabe, meist von innen nach außen. Dadurch ergibt sich ein ringförmiges Brutmuster, mit den ältesten, verdeckelten Brutzellen innen und jüngeren Larven außen. Ab dem neunten Tag werden die weißen Maden verdeckelt und entwickeln sich in den nächsten zwölf Tagen zu fertigen Arbeiterinnen. Schlüpft sie nach insgesamt 21 Tagen, hinterlässt sie ihr Larvenhäutchen in der Zelle. Dadurch färben sich Brutzellen dunkel. Je öfter die Königin eine Brutwabe bebrütet, desto dunkler wird sie. Da sich in den Häutchen Krankheitserreger festsetzen können, sollten wir dunkle Waben regelmäßig austauschen. Um das Brutnest herum befindet sich der Futterkranz. Im Futterkranz ist Honig eingelagert. Außerdem lagern die Bienen dort Pollen ein, mit dem die Brut gefüttert wird. Der Pollen enthält wichtiges Eiweiß (Protein) für die Aufzucht der Brut.

Drohnenbrut: Die männlichen Bienen

Anders als die Arbeiterinnen brauchen Drohnen 24 Tage bis sie schlüpfen. Weil Drohnen größer sind, brauchen sie auch größere Brutzellen. Hält man eine normale Brutwabe und eine Drohnenbrutwabe nebeneinander, kann man den Unterschied deutlich sehen. Drohnenbrut kann man auch gut am Zelldeckel erkennen: Bei Arbeiterinnenbrut ist dieser flach, bei Drohnenbrut bildet er einen “Buckel”.Drohnenbrütige Völker ohne Königin werden deswegen auch “buckelbrütig” genannt.

Weiselzellen: Schwarmzelle oder Nachschaffung?

Die Weisezelle oder Königinnenzelle unterscheidet sich deutlich von den anderen Zellarten. Während Drohnen- und Arbeiterinnenzellen horizontal liegen, hängt die Königinnenzelle vertikal nach unten und ist deutlich größer. Dabei kann man verschiedene Stadien unterscheiden:

  • Spielnäpfchen: Spielnäpfchen sind kleine Zelle, die wie umgedrehte Schalen aussehen. Sie kündigen an, dass das Volk beginnt in Schwarmstimmung zu kommen.
  • Schwarmzelle:
    Wenn die Bienen haben die Spielnäpfchen weiter ausgebaut und die Zellwände länger ausgezogen haben, kann die Königin kann ein Ei in die Zelle legen. Dann wird aus einem Spielnäpfchen eine Schwarmzellen. Hat sie ein Ei in die Zelle gelegt, vergrößern die Bienen die Zelle immer weiter. Sie wird außerdem mit Gelée royale befüllt.
  • Verdeckelte Schwarmzellen: Schwarmzellen legt das Bienenvolk meistens am Rand der Wabe an (besonders gerne unten). Anders als bei Nachschaffungszelle legt die Königin dafür ein Ei in eine dafür bestimmte Weiselzelle. Wer nicht will, dass seine Bienen schwärmen, wird die Schwarmzellen ausbrechen.
  • Nachschaffungszelle: Hat das Volk keine Königin mehr, versucht es aus der bereits bestehenden jungen Brut der Arbeiterinnen eine Weiselzelle zu bilden. Deswegen hängen diese Weiselzellen mitten im Brutnest auf der Wabe. Da die Bienen unbedingt eine neue Königin brauchen, findet man dann sehr viele Nachschaffungszellen.
  • Umweiselungszellen: Produziert die Königin zu wenig Pheromone, wollen die Bienen eine neue Weisel. Dazu legen sie eine kleine Anzahl Umweiselungszellen an. Die daraus schlüpfende Bienenkönigin löst jedoch keinen Schwarm aus – sie ersetzt die alte Königin. Es kann einige Tage oder Wochen dauern, bis sie die alte Königin ablöst. In dieser Zeit ist es möglich, dass das Volk zwei Königinnen gleichzeitig hat. Dieses Phänomen tritt häufiger im Spätsommer – nach der eigentlichen Schwarmzeit – auf.

Honig-, Futter- und Pollenwaben: Vorräte für die Bienen

Die Waben dienen nicht nur als Kinderstätte für die Brut, sondern auch als Lagerplatz für die Vorräte der Bienen:

  • Honig: Auch den Honig lagern die Bienen in den Wabenzellen ein. Verdeckelt wird er jedoch erst, wenn der Wassergehalt des Honigs niedrig genug ist. Würden die Bienen zu nassen Honig verdeckeln, könnte er in den Zellen gären. In der Magazin-Imkerei ist es üblich, oben auf den Brutraum einen Honigraum aufzusetzen. Dabei verhindert das Absperrgitter, dass die Königin im Honigraum Eier legt. So entstehen reine Honigwaben ohne Brut. Deshalb sind Honigwaben nicht wie Brutwaben dunkel gefärbt, sondern haben die typische, bienenwachsgelbe Farbe.
  • Pollen: Neben Honig lagern Bienen auch Pollen in den Waben ein. Den Pollen finden wir meist im Futterkranz der Brutwabe oder in der Pollenwabe neben dem Brutnest. Die Pollen haben je nach Pflanze, von der sie kommen, unterschiedliche Farben – meistens sind sie jedoch gelb oder blau. Die Zellen, in denen sich Pollen befinden, werden nicht verdeckelt.
  • Winterfutter: In Futterwaben lagern die Bienen das Winterfutter ein. Der Imker füttert seine Völker vor dem Winter mit einer Zuckerlösung oder Futterteig ein. Von diesem Futtervorrat ernähren sich die Bienen über den Winter. Futterwaben dürfen wir Imker nicht mit Honigwaben verwechseln und erst recht nicht ausschleudern. Deswegen bleiben sie im Brutraum und werden nicht in den Honigraum umgehängt. Sollten nach dem Winter noch zu viele Futterwaben im Volk sein, kann man sie herausnehmen und einlagern. Sie eignen sich als Futterwabe in der Ablegerfütterung oder als Notfütterung. Futterwaben aus Völkern, die im Winter gestorben sind, schmilzt man besser ein – sie können Krankheitserreger enthalten, die nicht in andere Völker gelangen sollen.

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