Hamburg, 12. April 2016. Das Blütenbarometer der Obstbauern im Alten Land vor den Toren Hamburgs steht auf ‘Knospen sind aufgebrochen’ – der Frühling lässt sein ‘weißes Band’ bald wieder flattern. Die frühen Sorten der Kirsche blühen im größten Obstanbaugebiet Nordeuropas wohl schon am kommenden Wochenende.
Damit aus Blüten später Früchte werden, sind fliegende Helfer erforderlich. Denn ohne Bienen gibt es keine Kirschen! Weder Äpfel noch Birnen, Pfirsiche oder Pflaumen wachsen ohne die Bestäubung der emsigen Insekten. Reinhard Quast, Vizepräsident des Bauernverbandes Hamburg e.V.: „Sie leisten einen unschätzbaren Beitrag für den Ertrag von Obst, aber auch von Gemüse und Ackerfrüchten. Der ökonomische Wert der Insektenbestäubung in Europa liegt bei über 14 Milliarden Euro pro Jahr – der ökologische ist unbezahlbar.“
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Wenn von „fleißigen Bienen“ die Rede ist, denken die meisten Menschen an Apis mellifera, die Honigbiene. Doch auch fleißige Wildbienen sind jetzt bei der Bestäubungsarbeit. Manuel Pützstück, Wildbienen-Experte der Deutschen Wildtier Stiftung: „Während Apis mellifera Bienenvölker bildet, sind die meisten Wildbienen Einzelgänger – allerdings mit gehobenen Ansprüchen an ihren Lebensraum.“ Und schon sind wir beim Problem der Wildbienen gelandet. „Hauptursache für den Rückgang der Wildbienenarten ist der Verlust von Lebensraum. Ihnen fehlt es einfach an Nistmöglichkeiten und Nahrung“, fährt Pützstück fort.
Dramatische Bestandsrückgänge sind die Folge. Von den rund 560 Wildbienenarten stehen mehr als die Hälfte auf der Roten Liste. Die Wildbienen brauchen Hilfe und die Obstbauern im Alten Land engagieren sich für die fleißigen Insekten.
Zusammen mit Reinhard Quast werden Modellflächen gestaltet, um zu prüfen, welche Maßnahmen sich zur Förderung von Wildbienen im Obstanbau eignen. Vor allem im Gewässerrandbereich bieten sich viele Möglichkeiten. So kann durch ein wildbienenfreundliches Mahd-Management die Blütenvielfalt erhöht werden. Nisthabitate lassen sich bei Grabenräumungen schaffen, wenn man den sandigen Aushub zu Haufen zusammenschiebt. Gemeinsame Schulungen für Obstbauern sollen angeboten werden.
Und so funktioniert die Bestäubung: Die blühenden Kirschbäume locken mit ihren zarten, weißen Blüten die Bienen an. Die fleißigen Insekten drängeln sich an den Staubblättern der Blüten vorbei, um süßen Nektar in der Tiefe der Blüte zu sammeln. Dabei streifen sie die Staubbeutel und pudern ihre pelzigen Körper mit Pollen ein, die sie beim Anflug der nächsten Blüte wieder abgeben. Schon nach kurzer Zeit sieht man an den Zweigen der bestäubten Blüten kleine grüne Kirschen sitzen.
Quelle: https://idw-online.de/de/news649241 (Eva Goris, Deutsche Wildtier Stiftung)